Wenn ich alt bin, werde ich nur noch Nörgeln
Ich will ja jetzt niemanden ungewollt in eine Schublade stecken, aber, ich muss eine menge, mindestens 90% aller Alten Rentner doch in eine Schublade stecken. Gerade mal so für mich. Ich hoffe ihr habt alle genug Platz in der Schublade. Wenn die Luft ausgeht, macht ja nichts, ey, ihr hattet eh nicht mehr solange.
Mir wurde nur mal wieder unter Beweis gestellt das gerade Rentner mit dem Lebensabschnitt Stufe Drei schlichtweg zu viel Zeit haben. Zu viel ungenutzte Zeit lässt Leute zu Künstlern werden, angeprangerten Arbeitslosen die sich dafür auch noch rühmen oder eben zu alten Menschen, die den Tag lang nichts anderes zu tun haben, als hinterfotzige Intrigen zu speien.
Bestes Beispiel ist unser Nachbar. Als wir eingezogen waren, gab es diese typische Friedefreudestimmung, die manche von euch vielleicht kennen. Und ehe man es sich versieht, kommen sie schleichend von hinten, einen Knüppel in der Hand. Wir zogen ein, passten uns den Hausregeln an und pflegten Hof und Flur, hielten die Ruhezeiten ein, waren so ehrbar wieder jeder Zeuge Jehovas und haben uns nichts zu schulden kommen lassen. Dachten wir.
Dann stellten wir fest, die einzigen die hier Hof und Flur sauber hielten waren wir. Warum? Nun wir haben bei uns einen jungen Türken wohnen und eben diesen besagten alten Mann in Rente. Der Vermieter kam auf uns zu und sprach uns darauf an, das der Herr X (Opa) ihm mitgeteilt hatte das wir uns quer stellen den Flur zu reinigen, wir bis in die Puppen Musik hören und natürlich – das wir die Mülltonnen nicht raus stellten.
Wir winkten lächelnd ab und gaben uns dem Meckern hin. Vielen Dank Herr X aus der Nachbarwohnung, das sie extra den Vermieter angerufen haben um uns das mitzuteilen. Immerhin hätten sie sich auf den zwei Metern bis zu unserer Haustür den Hals brechen können um uns das persönlich zu sagen. Bitte, wir haben Verständnis für alte Senile Zirkusaffen und darüber hinaus – ein Herz für Tiere.
Am selben Tag wischten wir den Flur, scheuerten die Treppen, wischten Staub auf Fensterbank und Blumenkübeln, entstaubten die Blätter der Flurpflanze, polierten den hässlichen Poker-Pokal auf dem noch hässlicheren Tisch, den Herr X spendabel wie der alte Mann war, gestiftet hat um den Flur als sein eigen zu kennzeichnen. Schrubbten alle Stäbe des Geländers und entfernten sonstiges das eindeutig vor unserer Einzugszeit tot im Flur lag. Warum? Um einem alten Mann auf dem Weg ins Jenseits entgegen zu kommen. Wir sind nette Menschen und jeder kann sich mal die Nachbarschaft versauen, denn ab diesem Tag, war uns beiden klar – dieser alte Mann, ist hinterfotzig.
Unsere Meinung festigte sich sehr schnell, denn die nächste Beschwerde lag schon eine Woche später vor. Wir würden den 200qm Hof mit unserem Auto zu parken, so das er nicht mehr gefahrlos den Hof überqueren konnte ohne auf Hindernisse der Bauarbeiter (die der Vermieter zwecks umbau beschäftigte) zu stolpern. Wir sind so rücksichtslos. Natürlich entfernten wir unsere 90 Meter lange und 60 Meter breite Luxuslimousine direkt vom Hof, als der Vermieter und dazu ansprach. Wir sind ja so nett.
Eine Woche später. Per Zufall trifft man sich auf dem Flur, der natürlich wieder komplett zugemüllt ist und nach toter Bisamratte stinkt. Er lächelt und fragt nach dem Tag, erkundigt sich frohgemutes nach den Katzen und geht schließlich in sein Kämmerlein. Beschwerden, hatte er keine. Wir atmeten tief durch und sahen unsere gute Nachbarschaft als erfüllt. Eine Stunde später trudelt der Vermieter ein und klingelt bei uns. Der Flur. Das Auto. Die Katzen. Der Müll. Untragbar. Beschwerden von allen Seiten.
Wir fragten den guten Mann, unseren Vermieter, das die Probleme doch erst dann angefangen haben, als wir eingezogen sind und ob es nicht ratsamer wäre uns zu kündigen, immerhin versauen wir hier die Stimmung. Zwei allein lebende Frauen die nicht wissen dass ihr Platz neben einem Mann, an Herd und nah am Boden (zum schrubben) ist.
Er stritt ab, wie erwartet. Wenn man sie darauf anspricht dann sind sie immer so klein. Der kleine schäbige Penis zieht sich in die Bauchfalte zurück, der ihnen vorher soviel Kraft unter dessen Meinung strichen. Macht ja nichts, man lächelt, zeigt mit weißen Handschuhen den Flur, wie sauber dieser ist, erklärt den Sachverhalt für unseren Sechs Meilen Panzer und zeigt an, das der Müll pünktlich draußen steht (den, übrigens, außer uns beiden, nie einer bis vor das Tor bewegt.) Dann kam das nächste Thema, weil die andere geklärt waren und uns Recht geben und dem alten Sack nicht, wäre undenkbar, immerhin sind wir Frauen. Ledige. Lesben. Satansanhänger. Immerhin empfangen wir die Zeugen regelmäßig. Mit uns muss ja etwas nicht stimmen.
Ratten! Wir haben Ratten im Flur. Warum? Nun weil wir unsere Katzen ja ständig rein und raus lassen. Da kommen Ratten mit in den Flur. Ich kann nicht leugnen hier Ratten gesehen zu haben. Ich halte sogar eine. Wilde allerdings, sind mir noch nicht untergekommen – doch – eine Tote, die dank unserer Katzen, die die Ratten ja ständig einladen mit zum Tee trinken hoch zu kommen rein schmuggeln. Aber natürlich. Wir teilten ihm mit, dass wir die Katzen ermahnen werden, das künftig nie wieder zu tun. Ich schätze das hat ihn weniger begeistert, aber wir tun was wir können.
Dann gab es eine Zeit lang eine richtig schöne ruhige Zeit über Weihnachten und wir hatten alle Hoffnungen auf den Schultern das es auch so bleiben würde. Falsch gedacht. Ding Dong. Nein – natürlich nicht Monsieur selbst! Wir sind doch unkoschere Leute, da kann ein alter Mann nicht alleine hingehen und was sagen ohne gevierteilt zu werden. Das geht nicht. Ob wir dem Vermieter langsam auf den Sack gingen oder der Opa? Das Auto! Die Katzen! Der Flur! Der Müll! Die lauten Gelage in den Ruhezeiten! Die Besucher die hier ein uns ausgehen! Die Haare auf dem Boden! Die Türmatte liegt nicht gerade! Der Staub überall!
Ich hab manchmal echt Lust, schwere Steine auf Menschen zu werfen. In unserem Haushalt ist das lauteste der Fernseher und weil wir von Natur aus Taub sind, stellen wir dessen Lautstärke auch steht’s auf Hundert. Fernseh gucken macht nur Spaß wenn man aus den Ohren blutet. Musik hört man hier grundsätzlich nicht mehr in Zimmerlautstärke sondern nur noch über Kopfhörer und selbst da ist es leise. Die Katzen kommen gar nicht mehr raus was uns hier manche Protestscheißerei beschert. Das Auto steht in der kleinsten Ecke und in der gleichsam beschissensten damit Opa gefahrlos den Hof überqueren kann. Der Müll wird mitten in der Nacht wenn nötig komplett herausgestellt und früh morgen wieder rein geschoben. Das Licht im Flur überprüfen wir bald Panisch alle zwei Stunden. Den Flur fegen wir jeden Tag und wischen ihn einmal in der Woche (weil wir ja zum putzen geboren sind, wir Frauen, müssen das auch nur wir machen). Wir entfernen die Zeitungen die die beiden Männer ständig in den Flur schmeißen (Und nein, wir nehmen sie mit nach oben weil wir lesen können und bei uns landen sie auch im Altpapier).
Und dann kommt er wieder, der liebe nette Mann von Nebenan und lächelt freundlich: „Ich dachte schon ihnen ist was passiert. Es ist ja gar nichts mehr zu hören und die Katzen, die sehe ich auch nicht mehr... ist alles in Ordnung bei Ihnen?“
… ... ... ...
BÄM!!!
Gruß
PS: Bin ich froh wenn wir endlich umgezogen sind. *packt weiter die Kartons*
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