Dienstag, 1. Dezember 2009

Zeugen Jehovas: Sie haben mich gefunden!

Um es gleich vorweg zu sagen, mir tun diese Leute Leid, deswegen gebe ich mich meistens Nett und freundlich. Ich bitte sie sogar hinein, damit sie mit mir über Gott Jehova und die Welt reden können. Einen Kaffee oder Tee bekommen sie, vielleicht auch Kuchen oder Kekse wenn ich sie im Haus hab. Aber ich habe sie lange, lange nicht mehr vor der Tür stehen sehen. Das letzte mal in Kevelaer und da waren das zwei... ja doch recht unfreundliche Leute. Das hat mich abgeschreckt – wer soll da bitte noch nett sein? Diese tristen Gesichter, keinerlei Make Up das sie echt aufgewertet hatte. Schwarzes düsteres Auftreten. So was erwarte ich wenn ich Besuch von Freunden bekomme, aber doch nicht von den Zeugen. Das Auge isst doch mit! Was ich damit sagen wollte – die letzten Zeugen waren beschimpfend davon gerannt und kamen nicht damit zu Recht dass ich meine satanische Phase noch ausgeübt hatte. Das hat sich aber gegeben, wie man so annehmen könnte – nein doch nicht. Auf jeden Fall habe ich zwischenzeitlich begriffen das man zu diesen Menschen besonders Nett sein sollte, weil sie sonst nicht viel zu lachen haben.

Sie haben mich also wieder gefunden. Eigentlich dachte ich ja, es gibt in ihrem Raumschiff Hauptquartier so was wie einen Fahndungszettel mit meinem Gesicht drauf, aber nein – sie klingelten an der Haustür. Als sie hoch kamen dachte ich erst sie kommen von der Lotteriegesellschaft. Juhu, endlich im Lotto gewonnen. Oder sie kamen von einer Modebotique und würden mir mitteilen ich hätte ihre Waren gewonnen. Oder aber das waren die Assistentinnen meines unbekannt verstorbenen reichen Erbonkels. Eine Blonde und eine Brünette. Ihr kennt das sicherlich: „Man sitzt in einer Bar und es kommen zwei Frauen hinein. Eine Wunderhübsche und eine für die man nicht würfeln würde.“ Die Blonde war kleiner als ich, hatte aber ein bezauberndes lächeln. Die hätte ich gerne Richtung Bett geschleppt. Ich frage mich was die Zeugen alles bereit sind zu tun um neue Mitglieder zu werben – wäre ja mal ein Experiment wert, oder? 

Blonde: „Guten Tag!“
Brünette: „…“
Ich: „Eh…?“

Ja! Bitte teilt mir mit, ich bin jetzt Millionärin! Aber nein. Ein bisschen spiegelte sich kurzerhand meine Enttäuschung in ihren Augen. Aber das gab sich auch gleich, denn meine kurzeitige Verwirrung verschwand augenblicklich als ich die kleinen Hefte in ihren Armen sah. ‚Der Wachturm’ und ‚Erwachet’ Es waren die Zeugen. Gut keine Millionen auf meinem Konto – aber wenigstens bekannte unbekannte. Sofort legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Als ich die Tür geöffnet hatte war ich mitten in einem Putzrausch von Nuk-Nuks neuem Riesenkäfig. Der Hund stand schon im Flur und knurrte bedrohlich und die Katze – die wartete schon auf den Moment dass sie durch die offen stehende Tür entwischen könnte. Ich stand also mit einem Ast, gesammelt aus dem Wald am Sonntag, in der Türangel und konnte meine Freude kaum verbergen. Wenn ich jetzt ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich sie rein gebeten. 

Blonde: „Stören wir gerade oder haben sie ein bisschen Zeit für uns um mit…“
Ich: „Ja.. nein.. also.. eh… PUSCHI!! Beweg deinen Pelzigen Arsch wieder rein!“
Brünette: „Eh..hehe…“
Blonde: „Oh ich sehe schon. Ach ein Hund ist auch da…“
Ich: „Ja… die.. SENTA! GEH IN DEINE KISTE, GOTTVERDAMMT!“
Blonde: „… also wir kommen in Jehovas Namen und… Jesaja…“
Brünette: „…“
Puschi: „Yiihhaa Freiheit!“ und damit flitzte sie auch hinaus.
Blonde: „Wir haben hier ein Heft, sehen sie, mit dem Thema Schicksal und sehen sie hier den Artikel…“
Ich: „KATZEEE!“

Ich schiebe mich an den beiden Zeugen vorbei und will die kleine Schwarze wieder einfangen, als die beiden mir mitteilten das unten im Hof noch eine Schwarze saß. Milo will ja nicht hochkommen und lieber draußen fressen. Der spinnt. Also renn ich die Treppe runter, weil sie beiden mir zudem mitgeteilt hatten dass die Tür unten offen stand und sie sie natürlich nicht geschlossen haben, wie es jeder Vernunftmensch tun würde. Antisympathiepegel stieg kurzzeitig über meine Freundlichkeit. Aber Puschi hat wohl nicht damit gerechnet dass die Welt da draußen gänzlich offen stand, erschrak wohl vor ihrem eigenen Schatten und flitze mir schon wieder entgegen, die Treppen hoch. Gefahr gebannt. Katze rein, Tür zu. Ich draußen. Schlüssel in der Hand. Fluchtbereit. Zeugen vor mir. Beide hatten sich über meine Jagd wohl amüsiert. Im Nachhinein war das auch witzig – dicke Frau mit Stock in der Hand jagt kleine Katze durchs Treppenhaus.

Blonde: „.. also .. hihi… es scheint gerade unpässlich zu sein, nicht? Also wenn ich ihnen diese beiden Hefte hier lassen könnte, zum lesen. Dann kommen wir noch mal vorbei und hoffen das es dann ruhiger ist.“
Ich: „Würde ich mir keine Hoffnungen machen. Die sind immer so.“
Blonde: „Hihi… na gut. Dann danke ich ihnen und viel Spaß heute noch mit den Tieren. Bis bald.“
Brünette: „…“

Die beiden gingen und ich frage mich heute noch, wieso die Brünette dabei war. Als Deko? Die Blonde fand ich viel netter und sympathischer. Die andere war eben… hässlicher Dekor. Wie in fanatischen Hausfrauenhaushalten. Zurück blieben mir der Gedanke dass ich gleich wieder arbeiten musste und die beiden Hefte. Cool. Ich hatte Zeit diese Heftchen mal auf dem Klo zu durchblättern und dann fiel mit ‚Erwachet’ eine Fußnote auf, die ich euch nicht enthalten will (worauf ich die beiden Zeugen noch mal ansprechen werde, wenn sie wieder kommen, das wird ein Spaß)

Der Artikel bezieht sich auf das Thema: „Habe ich die falschen Freunde?“ Und das ist eine gute Frage. Also las ich, bis zu dem Punkt, wo es an einen Fragebogen ging. Man kann zwischen Ja und Nein entscheiden. Und nahm man das Ja, gab es unter der Frage eine Anmerkung die wie lautet: „Wenn du die Fragen mit Ja beantwortet hast, solltest du dir Freunde suchen, die höhere Prinzipien haben. Vielleicht könntest du dir zuerst Freunde suchen, die etwas älter sind als du und von denen du als Christ etwas lernen kannst.“ Und da haben die Leute Angst vor der Islamisierung in Deutschland? Aber es geht noch weiter: „Wenn du die Fragen mit Ja beantwortet hast, dann sprich mit deinen Eltern oder einem anderen erfahrenen Erwachsenen drüber. Als Zeuge Jehovas kannst du natürlich auch einen Ältesten in der Versammlung sagen, das du gern Freunde hättest, die dich positiv beeinflussen, und ihn um Hilfe bitten.“ Jehova, Jehova! Der Älteste sucht dir deine Freunde. Na das wird ja geil. Und dann auch noch welche die dich leiden können und die du leiden kannst. Das müssen ja gottbeseelte Leute sein. Toller Verein. Ernsthaft. Eine der Fragen, die mitunter die Skurrilste erschien, muss ich euch auch noch antun: „Frage dich doch mal: Halte ich mich nur wegen meiner Freunde an Orten auf, wo ich als Christ eigentlich nichts zu suchen habe?“ Ich frage mich welche Orte damit gemeint sind. Ich habe alles Markiert und werde die Zeugen beim nächsten Mal deswegen fragen. Vielleicht habe ich die Chance alles auf Video aufzunehmen. Das wäre doch mal genial. 

In den heften stehen noch viel mehr Artikel die ich hier gerne thematisieren würde. Aber ich glaube ihr habt heute schon genug gelesen.

Liebe Grüße


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