Dienstag, 3. März 2009

Ich möchte in der Werbung leben


Ich möchte in der Werbung leben. Warum? Ganz einfach zu beantworten. In der Werbung ist alles wundervoll. Es gibt die schönsten Frauen, die geilsten Titten, es gibt Männer (Götter) die sich pflegen und es gibt immer eine Hausfrau mit Seidenschal, Strohteddy und Sagrotan. Wenn es nach der Werbung geht ist das ganze Haus, nein die ganze Welt voller schädlicher Keime. Das will uns die Sagrotan Werbung sagen. Es sagt uns wir sind Dreckig. Wir verteilen Bakterien und sterben daran wenn wir einen Telefonhörer abnehmen ohne vorher einmal gründlich mit dem Sagrotan drüber zu schrubben. Die Welt der Werbung ist also schon mal Keimfrei. Badezimmer, zeigt und Meister Propper und auch Brise One Touch, duften immer Toll. Es gibt keinen typischen Geruch von Urin und sonstigen Exkrementen, denn es duftet nach Flieder, nach der Alm, nach keimfreier Luft – schlichtweg, die Welt der Webung ist ein Ort, wo Frauen das tun wozu sie geboren worden sind: Kochen, Backen, Toffifee kaufen und Putzen. Frauen die am Tag Yoghurette in Zentnern essen und trotzdem noch Joggen gehen können, Frauen die jeden Flecken aus jedem Stoff hervorzaubern können. Schlichtweg: Die Werbung katapultiert also alle Feministischen Grundzüge ins Mittelalter. Welche Frau sitzt vor dem Fernseher und glaubt die Werbung mit der Yoghurette? Okay – es mag solche geben, das streite ich gar nicht ab, aber wenn man sich mal überlegt, was Frauen eigentlich sein sollten der Werbung nach, dann bekomm ich ehrlich gesagt die Krise. Wäre ich eine Frau aus der Werbung wäre ich recht Schlank, habe dafür aber auch 3,5 Kinder. Den Kindern mach ich morgens ein Frühstück aus Knusperflocken von Vitalis oder ein Nutella Brot (aber nur wenn er Fußball spielt) und wenn sie am Tisch sitzen schieben sie Schoko-Bons hin und her. Wenn sie danach schreien, dann bekommen sie sofort Toffifee denn die habe ich ja immer im Haus. Mittag geht es so weiter. Mein Jüngster käme in Hip Hop Klamotten (wofür er ins Heim käme) die Treppe runter und begrüßt meinen sorgsam fertig gestellten Maggi Hubertustopf mit „Voll Fett Mama“. Mein Hobby ist natürlich das Haus in dem ich wohne. Einen Mann habe ich nur wenn ich ein aufregendes Parfüm auflege. Nein nicht wenn ich Unterwäsche probiere. (Schon mal jemand einen Mann in der Passionata Werbung gesehen?) Wenn ich einen Mann habe, dann vergöttere ich ihn nur weil er nach AXE riecht. Das sind meistens die jungen. Wenn ich einen ganzen Kerl haben will dann trägt er Hugo Boss. Calvin Klein, sind eher die drahtigen Intelligenzbestien. Die smarten. Mein Haus halte ich vierundzwanzig Stunden am Tag sauber. Mit Vanish – vertrau Pink vergiss Flecken, mit Meister Propper, mit Ajax, mit Oxiclean, mit der WC-Ente, mit Sagrotan (was allein schon ein 24-Stunden-Job ist, denn man packt ja immer wieder was an). Ich wechsle an die Zwanzig Mal am Tag meine Klamotten, denn immer das gleiche ist ja langweilig. Ich pflege meine Haut mit Anti-Age Creme mit Babylotion, mit Cremes mit Sagrotan, denn ich muss ja die Keime besiegen. In meiner Unterhose befindet sich von Tena Lady bis Always bis OB eigentlich alles, denn sonst könnte ich weder schwimmen, Radfahren oder Klavierspielen, es sei denn ich würde die Lätta essen, denn das prädestiniert mich einen Wasserfall in dreißig Zentimeter tiefes Wasser zu springen und heil am Ufer anzukommen um mich mit einem weiteren Gott der Morgensonne auf einer von einem unbekannten ausgelegten Decke zu legen und Lätta zu essen. Ich rauche und trinke nicht, es sei denn ich bin zu Gast bei Freunden in einer Ikea-Küche. Meine Zähen sind Makellos wie meine langen Beine, dank Odol Med, Dentagard und Gilette. Meine Haare haben aufregende Farben, die so gut sind, das ich mich sogar in Büschen und Bäumen verstecken kann ohne dass man mich sieht. Motten habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, denn dafür gibt es ja so viele Mittel und Wege. Das betrifft auch Mücken und Fliegen. Die Sachen habe ich im gleichen Markt gekauft wie meine Jahrespackung Knoppers. Wenn mein Sohn meine Fenster zerbricht dann bekommt er keine geknallt wenn er mir sofort einen Melitta Kaffee kocht. Meine Kinder haben auch Großeltern. Ihre Oma, also meine Mutter hat als sie Jung war Rockkonzerte Besucht und ich bin entstanden als sie sich im Schlamm gewälzt hat mit einem der anderen Fans. Ihr Opa, also mein Vater, macht eigentlich nicht viel, außer Fertigkuchen zu backen und Werthers Echte zu verteilen. Oder Storck Riesen samt Sportteil der Zeitung an seinen Enkel zu geben. Es gibt noch so vieles anderes, wie Coca Cola, Mentos, Balisto… aber dann würde sich das ewig hinziehen. 

I ask you:
- Willst du in der Werbung leben?
- Welche Werbung regt dich auf?
- Welche Werbung findest du schön?

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