Mittwoch, 12. Oktober 2011

Der Ring der Ewigkeit - Prolog

 Der Ring der Ewigkeit

Prolog

Nach seiner Tat war er gezeichnet
das Feld auf dem der Tote noch lag
trug eine Frucht, doch Kain war verurteilt
zum Leben bis zum jüngsten Tag
zum letzten Tag
Allein mit dem Toten
allein mit dem Zeichen der Tat
allein mit dem Toten
Hass, Verzweiflung, Gier und Verrat
(‚Kain’ von Subway to Sally)

Der Mond senkte sich und strahlte so hell es ihm heute gelingen möge, um diese Nacht, zu einer besonderen zu machen. Diese Nacht würde alles verändern. Eine Nacht voller Geheimnisse, eine Nacht der heimlichen Leidenschaft. Der Wind zitterte vor Aufregung und streifte spielerisch durch die Baumkronen und ließ dessen Blätter im Windspiel verwehen. Diese Nacht würde etwas geschehen, was das Leben fortan verändern würde. Und wenn sie es wüssten, würde jedes Wesen die Luft anhalten, um für diese Nacht zu beten. Selbst die Katzen die sich in dieser Nacht versammelten, blicken erwartungsvoll mit ihren geheimnisvollen Augen zum Himmel hinauf. Sie wussten was geschehen würde. Die Städte tauchten in ein warmherziges Licht des Vollmondes und nur der Wind zog durch die Straßen. Es fand eine Ereignis statt, worauf man Jahrhunderten hoffen konnte. Heute würde diese Hoffnung, den Drang zu Freiheit bekommen und sich vorbereiten auf den Wunsch der Unendlichkeit. Der Wunsch des Lebens. Eines Lebens das für alle, die Hoffnung in sich trugen, schon bald eine sichere Zukunft bedeuten würde. Doch diese Nacht, war nicht für alle etwas besonderes. Für jemand von gerechter Boshaftigkeit und dem Verlangen nach Rache, dem Blutdurst eines Vampirs und des bodenlosen Hasses: Der gefallene Engel Luzifer. Diese Nacht, würde über sein Schicksal entscheiden. Würde er die Macht oder die Schande zu spüren bekommen? Sollte diese Nacht, diese Nacht voller Hoffnung und Leidenschaft, seine Pläne durchkreuzen? Oder würde ein gefallener Engel, die Macht an sich reißen?

Und so sollten wir beten, für diese Nacht, für den Morgen und für die Wesen, die den Schutz des allmächtigen erbitten, um erwartungsvoll den Horizont entgegenblicken zu können.

Hoch über der menschlichen Welt und der Unruhe saß ein Wesen von unbefleckter Schönheit auf einer Wolke. Gedankenverloren starrte es träumerisch auf die Straßen seiner lebhaften Fantasie. Ein Blick der verwirrend sowie beruhigend sein konnte. Ein Blick in die weite Welt. Ein Augenaufschlag darauf seufzte es tief und wandte sich dem Blick seinem besten Freund zu. Dem Mond. Der Mond, der diese Nacht sein eigen nannte. Diesen Mond der diese Nacht, besonders machte. Gütig huschte ein Lächeln über des Wesens Lippen. Ein Wesen das auf einer Wolke setzen konnte ohnehin durch zufallen. Eines dieser Geschöpfe Gottes, das den Segen und den Frieden brachte. Eine Schöpfung mit zwei breiten und schneeweißen schwingen. Schwingen wie ein Vogel, aber weit heiliger. Kein menschliches Wesen dürfte je eine Feder besitzen, die dieses Wesen in ihren schwingen trugen. Niemand. Augen, die einem eine Welt der Illusionen und Herrlichkeit vorgaukeln. Augen, in denen man sich verlieren konnte. Bleiche Haut, bleich wie des Mondes Gesicht, und wie des heiligen Lichts. Sein Name in einer Sprache die menschliche Wesen nie begreifen würden so wurden diese Wesen unter dem menschlichen Vorstellung Engel genannt.
"Wird dies eine Nacht der Ruhe, werter Freund?", fragte der Engel mit seichter, fast flüsterner Stimme. Und wie eine sanfte Brise des Windes flüsterte der Mond seine Antwort: „Keine Nacht wie diese, kann so still sein wie diese, werter Engel.“
Das Wesen beugte sich neugierig über den Rand der Wolke hinweg und versuchte einen Blick auf die verlassenen Straßen zu werfen.
„Doch was ist an dieser Nacht besonders, wenn sie nicht still und doch mit wispernden Wind begleitet wird?", fragte der kleine Engel, und saß wieder aufrecht. Erwartungsvoll blickte er seinen leuchtenden Freund an.
"Nun, werter Freund glaubt nicht, dass diese Nacht wie eine jede Nacht sein wird. Eine uralte Träne der Hoffnung, wird heute Nacht ihre Freiheit erlangen. Sie wird dafür einstehen nur für jeden Augenblick betet."
"Eine Träne der Hoffnung, ich hoffe ihr habt rechtwerter Freund“ , erwiderte der Engel und schloss seine weiten Schwingen seinen zierlichen Körper. "Denn wenn diese uralte Prophezeiung wirklich erwacht, dann wird auch die Unterwelt erwachen."
"So ist es, auch die Engel der Dunkelheit und die Dämonen der Finsternis werden versuchen ihren Nutzen daraus zu ziehen", erklärte der Mond flüsternd.
„Aber", unterbrach der kleine Engel des Mondes Worte, "wenn sie erwachen, wird es doch keine Zeit des Friedens, sondern eines Krieges…"
Fortan beschloss der Mond zu schweigen und sein geflügelten Freund mit seinen verwirrten Gedanken allein zu lassen. Diese Nacht.

Währenddessen versammelten sich sechs der mächtigen Erzengel vor den Himmelspforten. Ihre Gesichter angespannt, so lag doch Hoffnung in ihren Augen. Ein ungetrübter Schimmer zog sich über ihre silbernen schwingen. Nur im sehr leise wagten sie sich zu unterhalten. Diese Nacht war etwas besonderes und sollte nicht durch ihr aufregung gestört werden. Samael der Erzengel des Kampfes und Demut trat vor und ließ eine Blitz in seiner Handfläche erscheinen. Er betrachtete diesen - fasziniert von seiner Schönheit - als sich Anael der Engel der Liebe zu ihm gesellte.
"Seid gegrüßt mein Freund, worüber denkt ihr nach, in dieser so wundervollen Nacht der Liebe und Leidenschaft?", flüsterte Anael sanft.
„Stört mich nicht Freund. Ich denke ihr sollt euren Segen auf diese Nacht sprechen und nicht andere in ihrer Konzentration stören", erklärte Samael, ohne auch nur Anael an zu sehen. Anael biss sich auf die Lippen und drehte sich nach Süden. Er trug ein zartes Rosé aus Seide. Seine langen, goldenen Haare verwehte der Wind und er strich sie hinter die Ohren zurück. Kurz griff er in die Luft. Eine Geste später nur und unter seiner Handfläche bildete sich eine silberne Flöte mit goldenen Verzierungen. Er setzte die Flöte an seine Lippen begangen ein Tonloses Lied zu spielen. Zachariel, ein blonder Engel mit zartgrünem Gewand unterhielt sich angeregt mit Erzengel Raphael und zuckte immer wieder seine aus Butterblumen geflochtene Krone zurecht. Die Pforten öffneten sich und dann Erzengel trat hinaus. Nicht wie alle anderen Engel gekleidet aus hellen Farben, sondern in einem dunklen Violett. Über seiner rechten Schulter funkelte ein Pentakel. Uriel, der Erzengel des ewigen Lebens. Er ist der Begleiter aller Seelen durch den Tod in das neue Leben. Er warf einen düsteren Blick in die Runde. Anael der Uriel gerade bemerkte hörte auf zu spielen. Gabriel hatte sich gerade mit dem Engel Michael in ein Gespräch vertieft, so dass sie nicht bemerken dass der siebte eingetroffen war. Uriel räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Erwartungsvoll blicken ihn die anderen an. Er wies sie darauf hin ihre Stellung zu beziehen und für diese Nacht zu beten. In einer geschmeidigen Bewegung der Gleichmäßigkeit neigten sie stumm die Köpfe. Sie schlugen ihre mächtigen schwingen auf und flogen in alle Himmelsrichtungen davon. Auch Uriel, der seine schwingen aus seinem Rücken brechen ließ, hob sanft vom weichen Wolkenboden ab und flog Richtung Norden. Die Pforten schlossen sich lautlos - bewahrten streng was dort hinter ihren Toren lag. Dies sollte eine Nacht der Hoffnung sein. Aber würde die Hoffnung geboren, dann würden sich auch die Schattenwesen auf den Weg machen. Auf den Weg, der alle Träume zerschlagen könnte. Den gepflasterten Wegen der Hölle.


Fortsetzung folgt.

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