Sonntag, 10. April 2011

Buchbesprechung: Der Ausbruch von Petra Hammesfahr

Buchtitel: Der Ausbruch
Autor/in: Petra Hammesfahr
Art: Taschenbuch
Verlag: rororo
Reihe: -
Seiten: 122
Erstanden: War ein Geschenk von einer Freundin

Beschreibung: „Natürlich habe ich Vanessa geliebt. Und ich gehöre nicht zu den Menschen, denen solch eine Behauptung leicht über die Lippen kommt. Von der ersten Minute an habe ich sie geliebt bis zum Wahnsinn, das ist mir nur erst später bewusst geworden.“

Und jetzt ich: Alle 3 Erzählungen handeln von Menschen. Von Nachbarn, von Arbeitskollegen – schlichtweg von ganz normalen Menschen Also solchen wie du und ich. Aber mit einem Hintergrundleben der uns das fürchten lehren soll.

In der ersten Erzählung geht es um ein Ehepaar, Harry und Nina. Sie sind seit zig Jahren miteinander verheiratet und Nina ist die beste Ehefrau und Geliebte die sich ein Mann wünschen kann – jeder – bis auf Harry, der seine Frau nämlich liebend gerne kopfüber in einen riesigen Bottich der grünen Cremedose drücken würde damit sie endlich daran erstickt. Ungeplant lernt er auf einer Betriebsfeier die junge Helen kennen und die beiden fangen eine Affäre an.

„Alltägliche Details, Beweise von Ninas rührender Fürsorge. Die dampfende Teetasse neben seinem Bett, die Baldriantropfen, die Nina ihm zum Frühstück bereitstellte, damit er sich den Büroärger nicht so zu Herzen nahm. Das heiße Kräuterbad, das sie für ihn in die Wanne einließ, sobald er auch nur Anzeichen einer leichten Erkältung zeigte. Die Wadenwickel, falls seine Temperatur um ein oder zwei Zehntel anstieg. Das Vollkornbrot für die regelmäßige, problemlose Verdauung. Die Diätmagerine gegen den Cholersterinspiegel. Das zarte, absolut magere Hähchnenbrustfilet, die Rohkostplatten mit ihren Ballaststoffen. Und all diese Kleinigkeiten haben den alten Harry allmählich erstickt. Übrig geblieben war dieser Waschlappen, der es nicht einmal mehr ertrug , wenn seine Frau sich nach getaner Arbeit die Hände eincremte.“


Die zweite Geschichte handelt über Fred, einen Blinden, der sich die Prostituierte Nadine ins Haus holt. Beim ersten mal nimmt sie noch das Geld, beim zweiten mal nicht mehr und es entwickelt sich zwischen den beiden eine Liebe. Nadine allerdings sagt Fred immer wieder das sie Angst vor ihrem ehemaligen Zuhälter hat, von der er sie freikaufen sollte, damit er sie beide in Ruhe lässt. Nadine ist eine so tolle Frau, bringt Fred sogar das Autofahren bei – eine dumme Idee.

„Nadine war so geduldig, so liebevoll und zärtlich, niemals wurde es ihr zu viel, mir jeden Handgriff zum zehnten Mal zu erläutern. Und jeden Tag die gleiche Strecke abzufahren. Sie selbst fuhr gar nicht so gerne, war immer ein wenig verkrampft, wie aus den zittrigen und stoßweise gehenden Atemzügen ersichtlich war. Ich sage mit Absicht ersichtlich, weil mir solche Wahrnehmungen die Sicht ersetzen. Und ich möchte fast behaupten, auf meine Weise sehe ich bedeutend mehr als jeder, der mit zwei gesunden Augen seine Umgebung und seine Mitmenschen betrachtet. Ich sehe mit meinem gesamten Körper, mit den übrig gebliebenen Sinnen, mit dem Gedächtnis. Und wer kann schon von sich behaupten, dass er den Winkel einer Kurve nur aus dem Körpergefühl heraus abschätzen kann? Ich kann es. Ich war stolz darauf, und Nadine war begeistert. Vielleicht konnte ich es nur deshalb. Ich wollte zeigen, dass sich ein Mann war, ein ganzer Mann und kein Krüppel. Ein Mann, der sein Leben trotz allem liebt. Und die Frau, die es mit ihm teilt! Nadine war die erste Frau, die dazu bereit war. Wie habe ich sie geliebt! Mehr, als man einen Menschen begreiflich machen kann. Und jetzt ist sie tot. Seit vier Tagen schon.“

Die Dritte und letzte Erzählung handelt von dem Hausmeister und der neu dazu gezogenen Vanessa, wie oben schon aus der Inhaltsangabe angegeben. Der Hausmeister ist im Haus selbst ziemlich verschrien. Verschafft sich wohl eigenständig und ohne Erlaubnis Eintritt in besetzte Wohnungen, belästigt wohl auch die Mieterinnen und so weiter. Gerüchte die was hergeben. Auf jeden Fall macht Vanessa daraus ein Spielchen, weil sie ja Psychologie studiert und es sie reizt mit einem Psychopathen zu arbeiten – bis es dann eines Tages nicht mehr Lustig war.

Fazit: Das kleine Buch hab ich schon ziemlich lange, aber da ich vor kurzem wieder dazu kam es just aus dem Regal zu nehmen um mich den Drei Kurzgeschichten darin zu widmen überkam mich wie von Petra Hammesfahr gewohnt die eiskalte Gänsehaut die einfach nicht weichen wollte. Und dazu muss man schon ziemlich gut schreiben können. Ich behaupte einfach mal Petra Hammesfahr ist die Deutsche Version von Stephen King, nur seichter. Jede gesunde kleine Vorzeigefamilie hat Dreck am stecken. Hartnäckigen. Ihre Bücher sind allesamt eine Empfehlung – sie schreibt wie ein junger Gott über junge Götter (okay, eher über Normalos - aber was für welche). Das Buch ist in großer Schrift, das bedeutet das können sogar sehschwache lesen. Vielleicht wurde es auch nur in Großer Schrift gedruckt um einen den Subtilen Horror ins Gesicht zu drücken. Uaaar.

Viel Vergnügen

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