Mittwoch, 16. Dezember 2009

Ja, ich bin kindisch

Ich ging gerade meiner Arbeit nach, als eine Schülerin, Saskia, ihre Freundin vor die Bustür zerrte und mich fragte wie alt ich sie schätze. Da wog ich ab – ausgesehen hat sie wie Vierzehn, Fünfzehn also sagte ich „Sechzehn“ was die beiden sichtlich amüsierte, denn sie war Vierzehn, genau wie Saskia auch (die ich allerdings älter eingeschätzt hätte) und als alle Kinder verladen und gezählt waren, setzte ich mich einen Moment zu Maxi und versank in Gedanken.

Vierzehn Jahre? Was habe ich mit Vierzehn Jahren gemacht? Nun zunächst war ich erstmal in der Siebten Klasse – glaube ich - und hab vor zwei Jahren meine Beste Freundin Svenja kennen gelernt. Svenja – die rothaarige Fremde, die mir am ersten Tag in der neuen Stadt, auf der neuen Schule, in dem neuen Schuljahr einen Platz neben sich angeboten hat. Normalerweise war ich so was nicht gewohnt. Kinder können recht grausam zueinander sein. Trägt man nur eine Brille, hat man den falschen Pullover an oder war wie ich – übergewichtig. Aber sie tat es. Ich weiß nicht mal mehr die ersten Worte die wir gewechselt haben und wünschte mir, ich wäre mein ganzes Leben lang mit einer Kamera herumgelaufen um diese schönen Augenblicke festzuhalten, die man nie wieder so erleben wird. Wir entdeckten Gemeinsamkeiten, die uns fest zusammenschweißten. Zum Beispiel die Liebe zur Schreiberei. Keine Briefe, keine Informationszettel – Geschichten. Wir schrieben sie zusammen, und da sind eine menge schräger Dinge bei raus gekommen, die ich in einem Vlog verarbeiten möchte (zum schreiben zuviel, zum lesen zu komisch). Mit Svenja als Freundin lernten wir auch bald Margit kennen, die weit aus älter war als wir, aber ebenfalls eine Außenseiterin war, jene die mir echt leid getan hatte. Auch sie schrieb. Ebenfalls wie Marion, die wir über Margit kennen lernten (die es weit aus besser hatte und trotzdem bei uns blieb) und schließlich einige sporadisch auftretende andere. Wenn wir nicht gerade schrieben oder in Freundschaftlicher Harmonie zusammenrotteten dann gab es auch so kleine kindische Albernheiten. 

Vielleicht kennen es einige meiner Leserinnen (und Leser vielleicht) das man sich ein Seil um die Schultern, und unter den Armen legt um das Pferdchen zu spielen, während der Reiter die beiden Seilenden als Zügel nutzt und hinter einem hertrottet. Wie man Nachbarkinder verarscht in dem man sich im Wald ein Lager aus Natürlichen Materialen zusammenbaut und behauptet man sei Indianisch und verstehe die Sprache nicht. Wie wir eine art Fantastische Schnitzeljagd durch die Wälder unternahmen – und das noch jenseits des typisch kindlichen Alters, wo alle anderen um uns herum schon aus Coolness den Glimmstängel in der Schnauze hatte, sich auf Koma-Partys ins Jenseits tranken und wie sie ihre Sexualität entdeckten. Nein wir waren wie man es so sagt: Anders. Und diese Andersartigkeit hat uns eine viel längere schöne Kindheit beschert die ich nicht missen wollen würde. Und ich bin dankbar dafür. Das wir uns alle irgendwann verloren und diese Albernheiten sich im Sande verliefen, begann als wir dann auch mal drauf und dran waren uns für echte Jungs zu interessieren, und nicht jene dieser Popstars sie wir angehimmelt hatten, dessen Poster wir küssten, die uns in unseren Geschichten wild durch alle Räume gepoppt haben. (Hey, die Pubertät haben wir nicht verpasst!)

Mir liegt ein wissenden lächeln auf den Lippen, ich glaube meine Augen strahlen bei den Gedanken an diese aufgeholte Kindheit die mich nie losgelassen hat. Ich glaube, wer mich spontan dazu aufordern würde noch mal Pferdchen zu spielen, den zieh ich an dem Seil quer über die nächste Wiese, ungeachtet das man uns sehen könnte. Es ist ein Spieltrieb der erhalten geblieben ist und ich hoffe das er noch lange bleibt. 

Viel zu viele Kinder werden heutzutage, mehr oder weniger, dazu gezwungen recht schnell erwachsen zu werden. Das war auch bei mir der Fall, ganz ohne Frage. Mein Blablubb, Mam und ich waren seit jeher alleine unterwegs. Mam ging arbeiten, Blablubb und ich in die Schule und nachmittags waren wir für den Haushalt verantwortlich (meist mehr ich). Aber jedes Mal wenn wir und in dieser kleinen Ecke am Schulhof zusammen drängten, gehänselt und ungeachtet unserer Mitschüler, aber glücklich damit uns gefunden zu haben, pfiff uns der kalte Zug um die Ohren und wir grinsten uns an, in dem wissen, was wir diesen Nachmittag anstellen würden.

Liebe Grüße

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