Kinderhass 2/2
Ich hätte nie gedacht dass ein zweiter Teil folgen würde, aber er tut es. Ich gebe gern zu das ich bei der neugeborenen Tochter meiner Cousine entzückt gequietscht hab, aber das kann man noch tolerieren. Familie. Muss man nicht, kann man. Es geht aber meist um Fremde Kinder. Natürlich sind bekannte und Familieninterne davon auch betroffen, ich weiß nicht woher es kommt. Es ist eine generelle Abneigung. Ansehen kann man sie noch, muss man aber nicht. Ich mag sie nicht. Und nach dem grandiosen Samstag (ich bin noch von der Rolle) gab es den Montag.
Den grandiosen Montag. Der Montag hat gut angefangen muss ich sagen. Gut geschlafen, schön aufgestanden, gleich die Energie um aufzuräumen – eine Seltenheit. Warum ich allerdings schon so früh wach war, begann mit dem neueingeweihten Kulturhaus, das uns jetzt schräg gegenüber steht. Ich dachte immer das eine „Musikschule“ extra Dicke Wände hat. Ich bin davon überzeugt solche Wände hat dieses Millionenanwesen auch – aber – bei offenen Türen und Fenstern hilft auch keine Schalldämpfung mehr. Ich erwachte also mit einer Pauken und Tuten Symphonie von irgendwem. Eigentlich ganz reizend, wenn man es zu ende hören würde. Denn die spielen kein Stück durch, noch ganz. Dafür wechselt das Stück ständig und wenn man eine Pflaume dabei sitzen hat sie gerade gelernt hat was eine Pauke überhaupt ist, klingt das reizend. Also – war ich gereizt aber nicht unbedingt wegen dem Pauker, sondern weil Anke kam. Anke kommt fast jeden Morgen, man trinkt Kaffee zusammen, lästert und redet über das was man noch nicht beredet hat. Anke ist toll. Ihre Kinder nicht. Denn die kamen mit. Alle Vier. So weit so gut. Muss mich ja nicht interessieren. Ankes Küche war noch nicht aufgebaut und man hat hier zusammen gegessen. Muss mich auch nicht interessirren.
Ich lebe im ersten Stock wenn man so will über der Garage und da bekommt man nur was mit wenn man etwas mitbekommen will. Allerdings – bleib ich mit meiner egoistischen Haltung leider nicht in schlichter befriedigender Einsamkeit – nein. Anke kam hoch. Checkpoint Charly gestattet. Tochter kam mit. Okay, kann man dulden. Sie wollten sich die Katzenbabys ansehen. Klar – wer nicht? Dann ging Anke wieder und Tochter blieb oben. Ich ertappte mich bei einem genervten Seufzen. Ich will doch einfach meine RUHE! Wie soll ich die neusten Lesbenpornos bei youporn abrufen wenn ich da ne Dreizehnjährige im Zimmer hab? Okay, nein ich hatte das nicht vor – aber wenn? Ja das interessiert ja nicht. Nicht mal Skypen. (Und das hatte ich wirklich vor konnte ich nicht, weil ich es reichlich deppert finde erotische Details mit einer Frau auszutauschen wenn ich ein Kind im Rücken hab.) Also fiel das auch flach. Wisst ihr was ich dann getan habe, während Asterix und Obelix im Fernseher liefen? Ich hab meinen Kleiderschrank ausgeräumt, alles neu gefaltet und neu eingeräumt. Da wusste ich als ich die weiße Bluse zusammenlegte: „Du bist am Ende.“ Sie blieb, sie las die fehlgekaufte Wendy und rupfte sich das Extra heraus – kann sie ja machen, ist ja ihre und dann fing der Terror erst an. Ich will die drei Jungs nicht im Zimmer haben. Das letzte Mal war ich um sechs Stofftiere, ein Buch (weiß Gott warum ein Buch, die können eh alle nicht lesen, bzw. wollen nicht), ein Feuerzeug, ein Ring und was ich nicht noch fehlendes entdeckt habe, erleichtert worden. Einmal und nie wieder. Aber da kamen sie. Und dann brannte bei mir die Sicherung durch. Natürlich hatte Anke gesagt, wenn sie nicht hören, brüll sie zusammen oder hau ihn notfalls eins vor den Latz und bei der Brut wird das berechtigt sein, (Ja, ich weiß die Kinderschützer und -liebenden werden jetzt aufschreien: „Das ist nicht die Moderne Erziehung! Pädagogisch nicht zu tolerieren! Du bist ein Schlechter Mensch! Musst du deine Aggression an wehrlosen Kindern auslasen?!“ Und ich muss darauf antworten – Nett das ihr euch für wehrlose Kinder einsetzt gegenüber erwachsenen Aggressionen, aber wer schützt die Erwachsenen eigentlich vor aggressiven Kindern? Niemand!) aber ich wollte das eigentlich vermeiden. Trotzdem ist es passiert. Ich hab keinen Counter gemacht aber ich habe innerhalb einer Stunde bestimmt sechs- oder siebenmal „RAUS“ gebrüllt. Das beste zum Schluss, nach dem gemeinsamen Mittagessen, gingen Anke, Theiko und Mam rüber zum Kulturhaus um den Einstand mit Kaffee und Kuchen zu feiern und was taten sie? Ohne mein Wissen, sie taten es, ohne mein wissen – ließen sie die Brut hier im Haus. Oder draußen. Auf jedenfall begann dann der ärger, denn auf einmal erscholl die kindliche Stimme im Trio, man solle sofort die Tür auf machen, denn Anke bräuchte ihr Portmonee und da dachte ich mir – so weit kenn ich die Brut schon, wenn ich tatsächlich runtergehe, die Tür öffne und sie reinlasse, dann hatte Anke mal Geld und ein Portmonee. Ich identifizierte also eine glatte Lüge, weigerte mich also die überhaupt rein zu lassen, noch ihnen was zu geben. Und dann ging es los. Knapp 45 Minuten Klingel-, Klopf- und Schreiterror von unten. Stefan (Stiefsohn, Theiko) war schon halb am durchdrehen, schrie von oben runter und ich versuchte meine aufkommenden Kopfschmerzen damit zu verarbeiten Wäsche zusammen zu legen. Auf meinen rat „Wenn Anke ihr Portmonee wirklich haben wollen würde, würde sie euch nicht losschicken und wenn das doch der Fall sein sollte – soll sie mich eben übers Handy anrufen und das bestätigen.“ Kam allerdings nicht weiter als genannter Terror bis es ganz still wurde. Ich habe weder Anke persönlich gesehen, bei einer Fluglinie von weniger als zwei Metern vom Kulturhaus bis zu uns, noch einen Anruf bekommen. Und siehe da, nach dem ganzen Terror (wo ich einen Kaputten Schuh und einen lädierten Kinderfuß zuzählen darf, weil ich die Tür vor der Nase zugeschlagen habe, als ich wutentbrannt runter bin um sie daran zu hindern mir eine nächste Migräne zu verschaffen) kamen sie wieder und was war? Alles was Anke gewollt hatte war ihr Handy – von einem Portmonee nie die rede gewesen. Von dem ganzen Terror wussten sie auch nichts, also danke Jungs – ihr Scheißblagen – für diesen wundervollen Montag. Ich hab Anke gesagt dass ich erst wieder auf ihre Brut aufpasse wenn sie nur noch eins hat. Wenn überhaupt!
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