Mittwoch, 23. Juli 2008

Wie werde ich ein guter Liebhaber?

Der Ruf, ein guter Liebhaber zu sein, ist die Krönung fürs männliche Image. Sie haben es geschafft, wenn Frauen leise in Ihrer Nähe tuscheln und die Ehemänner neidvoll erblassen. Als begehrenswert wird man nicht geboren - man kann es lernen: die sieben Merkmale umschwärmter Liebhaber.

1. Charme
Orientieren Sie sich an James Bond
Fahud konnte kaum über sein Lenkrad gucken. Und sah aus wie eine Miniaturausgabe von Telly Savalas: Glatze, Hornbrille im Viereck-Format. Doch er besaß die blaue Mauritius unter den Männer-Eigenschaften: Charme. Es hatte Charme, wie Fahud mit seinem Taxi fast ein paar Fußgänger über den Haufen gefahren hat, nur um mich mitzunehmen. Ich hatte nicht einmal gewunken. Dann hat er mich gefragt, was ich gemacht habe an diesem Sonntagabend in Berlin-Mitte. Während ich antwortete, sah er in den Rückspiegel. Wo mein Freund sei. Männer müssten mich lieben, sagte er. Einfach so. Ich weiß, was Sie jetzt denken: Was für eine platte Masche. Aber er sagte das so, als könne er gar nicht anders. Ja, die Liebe, sagte Fahud, und kam auf seine drei Töchter. Alle von anderen Frauen, alle Frauen mit anderen Männern verheiratet (wenn das kein Beweis für einen guten Liebhaber ist!). Er liebe die Frauen. Im Moment drei. Und alle mache er glücklich - zugleich. Daran zweifelte ich keine Sekunde. Als ich ausstieg, schwebte ich ein bisschen. Fahud hatte mir zum Abschied gesagt, ich sei wunderschön und im Wesen echt. Dabei hatte er meine Hand lange gehalten und fest gedrückt und mich durch seine Fernseh-Brillengläser angesehen.Charmante Komplimente sind die Visitenkarte eines guten Liebhabers. Die richtige Mischung aus Kitsch und Körnchen Wahrheit. So ein Mann, glauben wir, bringt uns nicht einfach einen Rosenstrauß mit. Der fährt gleich mit uns auf eine Rosenplantage in Südfrankreich. Sie können sich das nicht leisten? Nehmen Sie nicht alles so wörtlich: Keine Frau erwartet so etwas wirklich. Aber jede liebt die Illusion. Viele Jungs stammeln Sachen wie: “Die Farbe Deiner Lippen ist schöner als Dein Lippenstift.” Das mag stimmen, hat aber so viel Sex-Appeal wie ein jägergrüner VW Jetta. Dass diese Männer Virtuosen im Bett sind, glaubt eine Frau nur, wenn sie sehr verliebt, sehr jung oder sehr dumm ist. Vielversprechend ist dagegen die unverschämte Direktheit, mit der Sean Connery in “Sag niemals nie” der Zimmerkellnerin im Kurhotel erst den Inhalt seines Notfall-Gourmetkoffers (Kaviar, Champagner, Austern) offeriert, um dann - vermutlich, leider wird an dieser Stelle immer geschnitten - dasselbe mit dem Inhalt seiner Nadelstreifen (gestärkt durch Kaviar, Champagner, Austern) zu tun. Schon der Besitz eines solchen Koffers lässt nur eine Absicht vermuten. Seien Sie ruhig direkt, aber seien Sie es mit Stil. Das Vorspiel im Kopf ist es, was ein charmanter Mann perfekt beherrscht. Vermitteln Sie der Dame, dass sie gerade jetzt die begehrenswerteste Frau der Welt ist. Entdecken Sie verborgene Vorzüge. Tragen Sie ein wenig auf. Loben Sie in atemloser Bewunderung den perfekten Schwung ihres kleinen Zehs. Gucken Sie dabei wie ein kleiner Junge vor dem Regal mit den Porsche-Modellen: als hätten Sie so etwas Wundervolles noch nie gesehen.

2. Markantes Aussehen
Sie müssen nur ein eigener Typ sein
Der ideale Liebhaber ist eins neunzig groß, er hat braune Haare, blaue Augen und einen Achtundzwanzig-Zentimeter-Schwanz.Nein, nein. Zum Glück ist die Sache komplizierter. Um Angaben über das Äußere des Traumprinzen zu machen, müssen wir uns auf den kleinsten gemeinsamen Nenner der Männer einigen, die Frauen gerne in ihrem Schlafgemach sehen. Fangen wir bei den Haaren an. Es müssen ja nicht unbedingt viele sein. Aber ihr Träger sollte wissen, wie man damit umgeht. Heißt: Kahl- oder zumindest Kurzschlag, wenn die Stirn bereits bis zur Kopfmitte reicht. Jedenfalls ist die Schlimmität der Seilaonix-Frisur (Seiten lang, oben nix) nur zu steigern durch eine Seilaonix-Frisur, die in der Mitte über die Platte gekämmt ist. Geschmackssache ist dagegen, ob das Gesicht androgyn oder markant sein soll. Ebenso, um das gleich abzuhaken: ob er eher aussieht wie Schwarzenegger oder lieber wie Iggy Pop, und ob er blaue, karierte oder orange Augen hat. Gar nicht unwichtig sind dagegen:
a) schöne oder wenigstens saubere Zähne,
b) kraftvoll-sehnige oder wenigstens gepflegte Hände, c) ein hübscher oder wenigstens trainierter Po. Bei der Kleidung gibt es Grundregeln: 1. Sweat-Shirts müssen über der Hose getragen werden, 2. in einem (gut sitzenden) Anzug ohne Schlips hat meist auch der spargeligste Typ ein bisschen mehr “Etwas”. Vielleicht nicht gerade das gewisse, aber manchmal reicht das ja schon. Das wichtigste Kriterium ist leider eines, an dem sie wenig ändern können: Ihre Körpergröße. Da sind sich fast alle Mädels einig: Er sollte sie überragen. Eine Model-Frau mit berufstypischem Über-eins-achtzig-Maß hat mal gesagt: “Die Liebe kann ja hinfallen wo sie will. Aber einen Meter unter mir? Nee.”

3. Humor
Mit Ihnen muss eine Frau lachen können, auch im Bett
Falls Sie im Tennisclub mit Häschen-Witzen Erfolg haben, heißt das noch lange nicht, dass sie Witz haben. Finden Sie Werner-Filme zum Schreien, Harald Schmidt aber doof? Lesen Sie bei “4. Kuss-Qualität” weiter, in Sachen Humor ist bei Ihnen nichts zu machen. Eine Freundin hat mal einen jungen Gott kennen gelernt. Es stellte sich heraus, dass die beiden gleiche Hobbys (Paragliding) und Leidenschaften (After Eight) hatten. Später fuhren sie mit ihrem R4 zum Knutschen in den Stadtwald. Dabei lief das Radio. Weil aber ein alter R4 nun mal ein alter R4 ist, war bald die Batterie leer. Der Begleiter sagte nur “Oh” und fuhr sich durchs gegelte Haar. Widerwillig hat er erst geholfen und sich dann nach Hause fahren lassen. Abschied für immer.
Etwas Ähnliches ist der Freundin später (gleicher Wagen, gleiche Panne, neuer Mann) noch mal passiert. Statt sich aufzuregen, fing der Kerl an zu lachen. Ergebnis: Nach einer halben Stunde Zwerchfelltraining haben sie ein Taxi gerufen. In seiner Wohnung haben die zwei mitten in der Nacht Spaghetti gekocht und - na ja, alles weitere können Sie sich denken. Ein Mann, der in brenzligen Situationen lachen kann, ist ein Ritter.

4. Kuss-Qualität
Tasten Sie sich schüchtern vor
Ich kann mich an eine Mondnacht am Meer erinnern. Der Typ neben mir hatte Ähnlichkeit mit dem jungen Brando. Es kam, wie es kommen musste: Seine Lippen näherten sich meinen. Zwei schleimhaut-überzogene Organe berührten einander. Und ich musste plötzlich dringend aufs Klo. Das war meine Ausrede, um vor einem warmen Waschlappen zu fliehen, der wie ein müder Rochen in meiner Mundhöhle dümpelte.
Viele küssende Männer provozieren solche Tierwelt-Assoziationen: Sabbernde Riesenschnauzer, Zitteraale, Stinktiere. Apropos: Es hat schon seinen Wert, täglich mehr als einen Kaugummi in die Mundhygiene zu investieren. Pelzige Beläge heranzuzüchten, auf denen in naher Zukunft Blumen wachsen, riechen nicht gut und sind selbst ökologisch nicht sinnvoll. Frauen mögen es, wenn sie Lippen spüren, die sich anfühlen wie das frische Blütenblatt einer Tulpe. Das funktioniert kaum, wenn die Zungenspitze sofort die Rachenmandeln inspiziert. Weil die Dame dann gar nichts fühlt außer einem leichten Würgereiz. Öffnen Sie die Lippen leicht. Machen Sie zunächst ruhig ein paar schüchterne Stupser. Sobald die Zunge ins Spiel kommt: Beziehen Sie auch die Zähne und den Gaumen der Dame mit ein - bei mäßigem Speichelfluss. Knabbern Sie sacht an ihrer Unterlippe. Genau: k-n-a-b-b-e-r-n. Das bedeutet: nicht reinbeißen wie in ein Schinkenbrot und nicht saugen, als gelte es, Gift aus einem Schlangenbiss zu entfernen. Einmal musste ich einen Knutschfleck auf der Lippe spazieren tragen. Der Verursacher war für mich nur noch “der Nuckler”. Geküsst habe ich ihn nie wieder.

5. Technisches Können
Beginnen Sie mit einer Massage
Technik dürfen Sie häufig erst unter Beweis stellen, nachdem Sie eine Weile bei ihr in der Küche gesessen haben. 90 Prozent der Frauen machen nämlich, wenn sie Sie auf einen Kaffee raufbitten, tatsächlich einen Kaffee. Will sagen: Die Sache dauert. Sehen Sie es positiv - das braune Zeug gilt als Aphrodisiakum. Warten bis zum Einsatz ist eine der wichtigsten Techniken, die Sie im Bett beachten sollten (neben der Finger-weg-vom-Lichtschalter-Technik: die Lampe bleibt an. Oder eben aus). Gut, wenn das Fräulein sich sofort das kleine Schwarze und Ihnen Hemd und Hose vom Körper reißt: Herzlichen Glückwunsch! Treten Sie jetzt bloß nicht auf die Bremse. Schmeißen Sie sie lieber auf den Teppich, den Küchentisch, die Motorhaube. Was halt so rumsteht. Und packen Sie fest zu, Frauen mögen das.
Aha, Sie räkeln sich also noch bei einem Glas Wein auf dem Sofa? Dann müssen Sie jetzt Überzeugungsarbeit leisten. Vergegenwärtigen Sie sich einen Grundsatz des Lauftrainings: erst mal langsam anfangen. Beim nächsten Mal können Sie dann auf der kurzen Strecke besser sprinten. Gegen einen Quickie bei Gelegenheit haben nur wenige Damen etwas einzuwenden. Wenn sie wissen, dass das nicht die einzige Option ist. Eine klasse Methode, Ihre Angebetete wahnsinnig zu machen, ist, sie überall zu berühren. Nur gerade nicht an den Stellen, an denen die Zielkreise aufgemalt sind. Sie fangen ganz außen an und ziehen Ihren Aktionsradius immer enger. Im Klartext: erst mal Füße massieren. Es muss ja nicht gleich eine halbstündige Shiatsu-Massage sein. Sie gehen dann nämlich das Risiko ein, nur noch Fuß-Massagen machen zu müssen. Befolgen Sie deshalb zur Sicherheit einen Leitsatz der asiatischen Liebeskunst: nie zu lange mit einem Körperteil befassen. Und jeden anders behandeln. Kneten Sie ihre Waden, dann krabbeln Sie zart über ihren Po, anschließend mit dem Handrücken über die Schulterblätter. Und immer so weiter. Aber fummeln Sie um Himmels Willen nicht noch stundenlang an ihrem Wadenbein herum, wenn sie Sie bereits hektisch zu sich nach oben zerrt.
Die Worte “Komm endlich her” sollten Sie als Hinweis werten, in ihrer Körpermitte aktiv zu werden. Ebenso deuten feuchte Flecken auf dem Laken selten auf Inkontinenz hin. Den G-Punkt finden Sie, indem Sie den Mittelfinger an die vordere Scheidenwand legen und dann so tun, als würden Sie jemanden heranwinken. Egal, was Sie machen, achten Sie auf ihre Signale und variieren Sie Tempo und Intensität. Im Tao lautet die Regel für die perfekte Penetration: achtmal langsam, zweimal schnell. In welcher Stellung? Nicht übel ist zum Beispiel die Missionarsstellung, aber ständig die Missionarsstellung ist das Übelste. Meine Freundin Lina hat mir einmal von ihrem Tennislehrer vorgeschwärmt: “Der hat mich ständig gedreht, hier das Bein über die Schulter, da nach hinten, ich wusste gar nicht, was es alles gibt. Die ganze Nacht lang.” Er könne jederzeit wieder ankommen, hat sie noch hinzugefügt. Lassen Sie sich also was einfallen (Fachliteratur wie das Kamasutra ist mitunter hilfreich).

6. Charakter-Penis
Zeigen Sie Ihre Fertigkeiten
Stichwort Zentimeter. Dazu fällt Ihnen ganz spontan nur Ihr Geschlechtsorgan ein. Der Dreißig-Zentimeter-Mythos ist selbstverständlich Quatsch. Wo sollen 30 Zentimeter denn bloß hin? Faustregel: Er sollte sicht- und spürbar sein und seinen eigenen Charakter haben. Allen Spurenelementen unter zehn Zentimetern können verliebt-betriebsblinde Frauen natürlich auch was abgewinnen. Sogar den Fortpflanzungsfortsätzen, die aussehen, als hätte eine Biene in eine Warze gepiekst. Doch optimal ist das nicht. An alle Kurzträger: Trösten Sie sich! Wenn eine Frau Ihr Schniedelchen zu Gesicht bekommt, haben Sie sich durch allerlei Fertigkeiten ja bereits hervorgetan. Da wird sie dann alles Kleine großmütig übersehen.

7. Diskretion
Sie sollten genießen, nicht tratschen
Das so genannte “Nachspiel” - sinnlose Fummelei, wo es nichts mehr zu fummeln gibt - wird extrem überschätzt. Sie sollten nicht unbedingt sofort aufspringen und gehen. Springen Sie auch keinesfalls sofort unter die Dusche. Die Maxime des Gentleman ist Diskretion. Selbst wenn Sie mächtig stolz darauf sind, die Ische vom Erzkonkurrenten flachgelegt zu haben, sollten Sie am Geschirrband in der Kantine nicht Sätze wie “Die Meier hab ich gebumst, bis ihr Hören und Sehen verging” verlauten lassen. Die Schweige-Strategie gilt genauso, wenn die Frau, um die es geht, mit Ihnen verbandelt ist.Auch feste Freundinnen wissen es nämlich zu schätzen, wenn sie auf der nächsten Grillparty von seinen Kumpels nicht hören: “Der Udo erzählt ja immer tolle Sachen von Euch. Stimmt das mit der Strapsnummer wirklich, also, mit der Banane im Du-weißt-schon?” Auch über Ihre eigenen Fähigkeiten sollten Sie den Mund halten. Sonst wird jede(r) annehmen, dass es darum nicht gut bestellt ist. Falls Sie wirklich einiges draufhaben, wird sich das schon rumsprechen. Weil das so selten vorkommt, können wir sowieso nicht darüber schweigen.
Die Freundin mit dem virtuosen Tennislehrer beispielsweise wird nicht müde, mit glänzenden Augen zu erzählen, wie er sie “auf dem Bett, neben dem Bett, im Bad …” Den Rest kennen Sie. Irgendwann seufzt sie wehmütig, nimmt noch einen Schluck Rotwein und geht nach Hause. Genauso wie die Freundinnen-Runde, die mit ebenfalls glänzenden Augen zugehört hat und nun überstürzt aufbricht. Denn Sex spielt sich ja überwiegend im Kopf ab.

Quelle:Menshealth

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