Donnerstag, 29. Januar 2015

Kuss der Muse: Der Mörder und seine Heilerin (PWI Fanfic, Unfertig)

Das Geräusch ließ sie dermaßen verschreckt zusammenzucken dass sie den deutlichsten Fehler aller tödlichen Fehler begang. Sie tat nichts und ließ sich ganz von der Panik behindern. Ihre schmalen Augen suchen die Umgebung ab, doch selbst ihr verschärfter Blick half ihr in diesem finsteren Waldstück in dem strömenden Regen nicht weiter. Sie sollte wirklich vorsichtiger sein, schalt sie sich selbst, ganz besonders wenn sie zu Fuß unterwegs war. Durchnässt und halbe erfroren schritt sie weiter voran, wurde das Gefühl aber nicht los, dass jemand hinter ihr her war, sodass ihr Blick immer wieder verstohlen über ihre Schulter glitt. Doch nun hielt sie den magischen Pfeil und Bogen schon griffbereit. Es war keine Waffe die man sehen konnte bevor sie sie nicht einsetzen würde. Sie fühlte sich vorbereitet aber unsicher wie zuvor. Wenn sie ihre Flügel ausbreiten würde, um über die Baumkronen zu fliegen, war sie ein leichtes Ziel für alle Schützen und fliegenden Wraith. Die leuchtend weißen schwingen würden dazu einladen sie abzuschießen. So ein leichtes Ziel. Aber hier auf dem Boden fühlte sich einfach nicht wohl. Das Volk der Windelfen fühlte sich frei wie die Vögel, definitiv wohler. Es lag nicht nur an der Situation, es war das ganze. Natürlich konnte sie sich verteidigen. Aber nicht in dem gewünschten Ausmaß. Sie war Klerikerin. Eine Heilerin. Keine Kriegerin. Sie besaß eher Instinkte für das Leid anderer als für den Kampf.

Einen Unterschlupf wollte sie finden um dem grässlichen Wetter zu entkommen und glaubt eine Hütte gesehen zu haben als sie hoch über den Wolken geflogen war, bevor der Regen eingesetzt hatte. In der Ferne zogen sich gleißende Blitze über das Firmament. Gerade als sie wieder alle Vorsicht in den Wind schoss, knackt es im Unterholz erneut. Erschrocken drehte sich um, hob ihre Hände in Position und sah zu wie der Bogen aus purer Energie in ihren Händen Gestalt annahm. Den ebenso bläulich leuchtenden Pfeil zog sie mühelos durch und die Sehne spannte sich. Vor ihr stand ein Mann, leicht geneigt. Sie erkannte ihn sofort als einen Abkömmling der Meereskinder aus dem Süden. Kein Volk das für den Sanftmut bekannt war. Sie hielt den Bogen weiterhin gespannt auf das Ziel vor ihr. Er war, soweit sie es sehen konnte, ausreichend bewaffnet um sie mit Leichtigkeit umzubringen. Doch er tat nichts, außer sie anzusehen. Er besaß nicht einmal die Courage selbst sein Messer zu zücken. Ihre Hand zitterte auffallend was er zum Anlass nahm sich aufzurichten. Sie verfolgte seine Bewegung weiterhin schussbereit, doch nun stahl sich ein abfälliges Lächeln über seine Lippen. Sein Gebärden war sehr eindeutig. Verspottete sie ohne ein Wort. Sein Blick Sprach bände. Du schießt ja doch nicht. Du bist tot bevor der Pfeil den Bogen verlässt. Und erweckte damit ihren gerechten Zorn. Sie hatte über die Meereskinder gelesen während ihrer Studien bei ihrer Priesterin, ihrer geschätzten Lehrerin. Lautlose, schnelle Killer. Lautlos war er nun nicht gerade gewesen, höhnte sie innerlich ihrer Gedanken Lügen strafen, doch das verunsicherte sie nur noch mehr. Der Regen peitschte ihnen ins Gesicht. Sie presste ihre Lippen aufeinander. Wenn er glaubt sie würde nicht schießen, irrt er sich gewaltig! Doch sein Lächeln verebbte und dann sackte er zusammen auf seine Knie und wurde ohnmächtig. Einfach so. Sie ließ die Hände sinken und der Pfeil und Bogen verschwanden. Kurz zögerte sie noch, witterte einen Trick. Wieder wollte sie kurz auf ihren Fluchtinstinkt vertrauen, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Er bewegte sich nicht mehr. Ob er tot war? Das kann ihr so abwegig vor. Bis eben. Sie kniete sich vor ihn hin und berührte ihn an der Schulter, er war warm. Ihre Hand legte sich an seine Stirn. Fieber. Er glühte regelrecht. Mit einem seufzen legte sie ihr leichtes Gepäck ab. Vor einigen Stunden hatte sie einen Nildrachen erlegen können, sein Fleisch war zäh aber es sind genügsame Tiere. Leichte Beute. Sie wollte den Assasinen herum drehen um nachzusehen ob er eventuellen Wunden erlegen war, da schlossen sich seine Finger hart um ihr Handgelenk, wie ein Schraubstock. Mit Schreckens laut wollte sie weg von ihm, doch er hatte sie fest im Griff. Sein Blick durchbohrte sie, dass sie erstarrte. Da grinste er.
„Reingefallen.“
„Lass mich los.“
„Lass mich kurz überlegen… nein“, stattdessen griff er in seine Tasche und zog ein dünnes Seil hervor. Sie ahnte was auf sie zukommen würde also versuchte sie sich von ihm zu lösen, doch er war ihr körperlich überlegen und ehe sie sich versah lag ihr Rücken flach auf dem Boden, während er sich über sie schwang und begang mühelos ihre Hände zu fesseln. Im Gegensatz zu ihr, wusste er offenbar wie man sie handlungsunfähig machen konnte. Sie war auf freie Hände angewiesen um auch nur irgendwas bewirken zu können.
„Was willst du von mir?“ Töten schloss sie aus, dann würde er sie sicher nicht fesseln.
„Darüber mache ich mich später Gedanken“, ihre Hände waren auf aneinander gefesselt, er stand auf und zog sie mit Schwung ebenfalls auf die Beine. Sofort brachen ihre weit spannenden federnden weißen schwingen aus ihrem Rücken. Sie wollte davon fliegen. Doch auch wenn sie ihn zweifellos überrascht hatte, wirkte er ihren Aufschwung entgegen, stemmte sich mit aller Kraft in den Boden und zog sie zurück auf den Boden. Bis kurz bevor sich ihre Nasen berührten zog er sie an sich ran.
„Noch so eine Nummer und ich schneit sie die ab!“ zischte er gereizt und sah mit Genugtuung, wie die Drohung wirkte und sie ihre Flügel einzog. Er neigte sich runter und hob ihre Tasche auf, die er schulterte ohnehin hineinzusehen. Mit einer ihr bisher unbekannten Grobheit zog er sie, an ihren Fesseln hinter sich her.

Entweder wusste er wo die Hütte stand, weil er sie ohne große Probleme fand, doch er hatte einfach schieres Glück. Er warf einen prüfenden Blick auf das zum einfallen neigene Gebäude und band sie dann an einem Baum fest, ehe er prüfte ob die baufällige Hütte einigermaßen sicher war. Während er die Gegend ab suchte ließ sie den Kopf hängen. In was für eine Lage hatte sie sich da manövriert? Gefangene von einem Typen der angeblich nicht wusste was er mit ihr anstellen sollte, was ihn unberechenbar machte. Was wenn ihm doch noch Mord in den Sinn kam? Das wussten doch alle. Assasinen sind lautlose Mörder. Feinde wurden nicht unterschieden, denn es gab nur Feinde. Wie konnte sie nur so naiv sein? Hätte ihr nicht bekannt sein sollen dass die Meereskinder eine höhere Körpertemperatur hatten als andere? Womöglich, doch dieses Wissen kam nun zu spät. Sie sah auf. Von ihm war nichts zu sehen, noch zu hören als sie lauschte. Eilig versuchte sie die Fesseln zu lösen, doch die Knoten waren raffiniert. Der verstand sein Handwerk. Sie seufzte. Und wenn er sich entschieden hatte sie einfach hier stehen zu lassen? Großartig! Da hatte sie die Heimat verlassen um sich dem immer währenden Krieg gegen die Wraith Bestien anzuschließen und endete als beraubte an diesem Baum. Und eines Tages würde man ihre Überreste finden. Nein! So wollte sie auf keinen Fall enden. Da er nicht in Sicht war, schob sie erneut ihre schwingen hervor und versuchte sich mit dem Schwung von den Fesseln zu lösen. Zweimal ruckte sie bevor sich kalter Stahl an ihren Hals legte und er sie mit Körperkraft gegen den Baum drückte
„Habe ich dazu nicht was gesagt?“
Sie hielt augenblicklich inne um der Klinge zu entkommen.
„Na?“ Fragte er nach und scharte die Schneide über die empfindliche Haut.
„Ja“, gab sie kleinlaut bei.
„Dann schneide ich sie jetzt ab!“
Verschreckt zuckte sie zusammen und spürte wieder scharfe Messer in die Haut schnitt.
„Bitte nicht!“, stieß sie hervor, spürte wie ihr Blut über die Brust lief.
 „Dann willst du jetzt artig sein?“
Sie nickte nur, doch er drückte sie ruckartig wieder gegen den Baum.
„Ja!“ bestätigte sie und zog erneut die schwingen ein. Er zog das Messer weg und sie senkte den Kopf. Niederlage. Schon wieder.
„Mach mir keine Schwierigkeiten und dir passiert auch nichts.“
Sie schluckte, nickte wieder. Auch wenn sie mehr Angst denn je hatte, würde sie sich dem fügen. Es blieb ihr nichts anderes übrig.

Wenig später, wenn auch bis auf die Knochen durchnässt, saßen sie unter dem Dach der Hütte. Die Hände noch immer gefesselt, den Rücken an der Wand. Der Assasine saß an der gegenüberliegenden Wand und untersuchte eine Stelle an seiner Brust. Er war also doch verwundet worden, dachte sie, doch er hatte einen Verband darum gewickelt und trank lediglich ein Gebräu, doch es wurde nicht helfen. Dem Ausschlag nach war, was auch immer ihm getroffen hatte, die Wunde vergiftet. Sie hatte derlei oft in ihrer Ausbildung gesehen und wusste wie man solche Wunden reinigen musste damit sie nicht wieder aufbrachen. Doch diesem Grobian wollte sie sicherlich nicht helfen wollen. Sie presste die Lippen aufeinander und atmete nur vor sich hin. Er nahm den Verband ab und fluchte ob des Eiters, dessen süßlicher Geruch bis zu ihr drang.
„Du bist Heilerin oder?“
Sie sah ihn an und dann demonstrativ zur Seite. Soll er doch verrecken, dachte sie stur, vor mir hat er keine Hilfe zu erwarten. Er taxierte sie mit seinem Blick bevor er aufsprang und zu ihr kam. Grob packte er ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Es waren schöne Augen, musste sich gegen jeden Willen eingestehen. Sein Griff war es allerdings nicht.
„Wolltest du nicht artig sein?“ rief er ihr in Erinnerung. Sie versuchte ihm in die Hand zu beißen doch er zog sie weg. Grinste wieder.
„Bissig, hm?“ erbaute sich vor ihr auf und began seine Rüstung abzulegen. Je nackter er wurde umso mehr musste sich zwingen hinzusehen. Die Muskeln waren definiert durch und durch. Der Körper durch Training gestärkt, durch Kämpfe gezeichnet.
„Das war das Vieh das mir das angetan hat, auch“, fuhr er fort und zeichnete die alten narben nach die sich quer über seinen Brustkorb zogen, „und jetzt ist es tot.“
Sie spürte wie ihr Mund trocken wurde.
„Schade, ansonsten hätte ich meinen Dank ausrichten können.“
„Sprichst du wieder mit mir?“
Sie biss sich auf die Lippe und sah wieder weg.
„Also - bist du nun in der Heilkunde bewandert? Dein Rucksack ist voller Medikamente.“
Sie schnaubte. Das hatte also getan als sie in den Baum gefesselt war. Er wartete auf ihre Antwort doch sie schwieg beharrlich.
„Hilfst du mir wenn ich dich los binde?“
Sie sah zu ihm, vermied aber irgendwo anders hinzusehen als in sein Gesicht. Sie wog die Alternativen ab. Und mit freien Händen hatte sie eine Chance ihm zu entkommen, also nickte sie. Er griff zu seiner Hose auf dem Boden und zog ein Messer hervor mit dem er sich vor ihr hockte. Er hielt ihr die Spitze vor die Nase.
„Eine falsche Bewegung und du musst dir nie wieder Sorgen um deine Flügel machen, weil das was ich dir dann antun werde tausendmal schlimmer wird. Verstanden?“ sein Blick bohrte sich in ihren. Sie nickte vorsichtig und er schnitt ihr noch nach weiteren taxieren die Fesseln durch. Sofort massierte sich die steifen Handgelenke. Das straffe Seil hatte seine Spuren hinterlassen. Nichts für die Ewigkeit, dafür würde sie schon sorgen. Er blieb vor ihr hocken, den Oberkörper gestreckt. Sie atmete tief durch und legt ihre Hand an seine warme Haut. Den Heilspruch musste sie mittlerweile nicht mal mehr laut aussprechen ihre Hand glühte auf und das Licht wanderte weiter in die Wunden auf seiner Brust. Sie strich abschließend darüber und rasch wuchs gesunde Haut nach. Er verfolgte ihre Bewegungen und hielt ihre Hand fest bevor sie sie wegziehen konnte. Sie war zuversichtlich dass sie nichts falsch gemacht hatte, also erwartete sie endlich etwas freundliches. Dank zum Beispiel. Stattdessen hatte sein Blick etwas Raubtierhaftes angenommen.
„Ab heute gehörst du mir!“ sie sah ihn erschrocken an. Das war nun ein geschmackloser Witz, nicht wahr?
„Wie bitte!?“
„Du hast schon verstanden, was ich gesagt habe.“
„Ich gehöre niemanden!“ Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.
„Bis jetzt nicht. Aber jetzt wirst du dich an den Gedanken gewöhnen müssen mir zur Verfügung zu stehen!“
„Niemals!“
„Du hast keine Wahl. Ohne mich überlebst du keine drei Tage da draußen.“
 „Ich bin vorher bestens allein zurecht gekommen!“
„Halt den Mund, wenn du nicht weißt du von du sprichst.“
„Ich weiß sehr wohl wovon ich spreche! Ich hab auch unzählige Wraith erlegt!“
„Die kleinen schafft selbst ein Säugling. Da wo ich hingehe ist mehr los als der Kinderkram in den Provinzen.“

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