Buchbesprechung: Shades of Grey I
Shades of Grey
Geheimes Verlangen
Ich habe schon viel gehört über Fifty Shades of Grey. Zuviel. So viel wie damals von Twilight und das reichte schon. Ich habe über die Bis(s) Reihe hier im Blog ziemlich abgelästert. Das will ich nicht zurücknehmen, ganz und garnicht, aber im gegensatz zu dem Werk "von" E. L. James ist Bis(s) ein literarischer Leckerbissen. Echt jetzt.
Ich hab die Bücher nicht gekauft im gegensatz zu der Bis(s) Reihe, diese drei Bücher habe ich quasi geschenkt bekommen und wenn ich den Gönner kennen würde könnte ich mich jetzt in den Blumenkübeln der Person übergeben. Wenn man das Buch am Stück liest - Respekt an alle mittlerweile Gehirntoten die das geschafft haben - kann man das vielleicht gut finden denn mit jeder Seite mehr schwindet der eigene Intellekt. Es war also Vorsicht geboten und es wurden viele Pausen eingeplant und auch ungeplant dazwischen geschoben, nur um ein paar Rätsel und Logische Denkaufgaben zu lösen um nicht vollständig vernebelt zu werden. Ein Autor selbst sollte viel lesen - tut es bitte auch, aber nicht diese Bücher. Ich will ja nun keinen spezifisch ansprechen aber seit dem die Bücher rauskamen muss ich bei einigen meiner Chat-Rollenspiel Partnerinnen einige übernahmen des Buchs lesen, wie zum Beispiel das Kauen auf der Lippe, das berühmte postkoitale Haar und schlimmer noch diese "besondere Position seiner Hose". Jetzt weiß ich woher sie das haben und viel schlimmer noch, ich mochte das vorher schon nicht.
Was mir nach rund 100 Seiten aufgefallen ist, es nicht länger unleugbar ist schlicht das die Autorin sich nicht nur nach Twilight orientiert hat wie es viele getan haben, um etwas von dem Ruhm der Reihe zu kosten, sondern das sie sich vielfältigen Büchern wie Filmen bedient hat. Als Fanfiction ist das alles akzeptabel - daraus ein Buch zu vermarkten finde ich reichlich unverschämt. Natürlich kupfern Autoren immer mal wieder was ab oder Szenen ähneln sich, ohne Frage. Viele Köpfe viele gleiche Ideen. E. L. James hatte aber keine Ideen und das merkt man. Die Szenerie Milliardär und junges Mädchen kennen wir ja schon von Pretty Woman. Wie sehr das ganze dem ähnelte begriff ich dann an vielen verschiedenen stellen, an einer aber besonders.
Er war aufgestanden, um ihr einen Stuhl zurechtzurücken. Dann deutete er auf zwei große zugedeckte Platten neben ihrem Frühstücksgedeck. "Ich... ich habe mir die Freiheit genommen, alles zu bestellen was auf der Karte steht. Ich wusste ja nicht, was du magst." Er deckte die Platten auf. Auf der einen befanden sich Rühreier mit Schinken, auf der anderen waren Pasteten mit Erdbeeren angerichtet.Pretty Woman
Ich gehe zu ihm und nehme wie befohlen ihm gegenüber Platz. Der Tisch ist mehr als reichlich gedeckt. "Ich wusste nicht, was du magst, also habe ich eine Auswahl von der Frühstückskarte kommen lassen." Er entschuldigt sich mit einem schiefen lächeln. ... Ich entscheide mich für Pfannkuchen mit Ahornsirup, Rührei und Speck.Geheimes Verlangen
Reiner Zufall. So was passiert in vielen Büchern/Filmen. Es wiederholt sich aber.
"Tun die Leute immer, was du ihnen sagst?""Wenn sie ihren Job behalten wollen, schon", antwortet er todernst.Geheimes Verlangen
"Machen die Leute immer alles, was du von ihnen verlangst?"Er antwortete nichts, sondern legte mit einem tiefen Aufatmen die Hände um ihre Taille und zog sie an sich.Pretty Woman
Auch das Grey seine Telefonate stets ohne Gruß oder Abschiedsfloskel abrupt beendet haben wir in Eiskalte Engel schon gesehen und manche vielleicht sogar gelesen. Ich hab das Buch zum Vergleich nicht da um es direkt gegenüberzustellen, aber ich bin sicher ich hätte noch reichlich mehr Passagen gefunden die sich ähneln.
Der Jacob-Ersatz heißt hier Jose und ist im Vergleich zu dem Original noch überflüssiger. Der Charakter ist in keinster Weise ausgearbeitet noch irgendwann irgendwo in seinem Handeln glaubwürdig. Als wäre er, nur um einige Seiten sinnlos zu füllen, später lustlos hineingeschrieben worden um eine Spannung zu erzeugen die nicht aufkommen will. Stattdessen dreht sich sein Dasein darum ein Klischee nach dem anderen aufzuarbeiten.
Immer gleiche Floskeln werden wieder und wieder aufgegriffen, das sich viele Seiten ermüdend lesen lassen. Ein Dann-Text wäre noch schlimmer, aber das Buch kommt doch bedächtig nach dran. Postkoital ist alles in dem Buch, nach richtig schlechtem Sex. Die Haare, die Stimmung, die Augen, die Bewegungen, der Atem - Postkoital kommt in diesem Buch etwas weniger vor als Vögeln, das dass am häufigsten gebrauchte Wort ist. Was in Twilight 'perfekt' ist in Shades of Grey das 'Vögeln'. Und auch das ständige Lippenkauen von Ana ist nach dem zwanzigsten mal nur noch langweilig. Langweilig ist auch das unnötige umschreiben von einer Inneren Göttin die Ana in sich trägt, die letztendlich nur dafür da ist um den erschöpften Leser zu informieren welche Standarttänze E. L. James alle kennt, denn nichts anderes tut dieses ominöse Wesen. Samba, Rumba, Tango, Pioretten... Um Anas Gefühle zu beschreiben hätte man sich, sofern man dazu fähig ist, was wir mal einfach nicht voraussetzen können nach den ersten zweihundert Seiten viel besser für alles andere entscheiden können.
Ana selbst hat die Libido eines zwölfjährigen Jungen - selbst eine Türmatte würde sie zum Orgasmus bringen, denn den hat sie ständig. Viele male hintereinander, durch die bisweilen allerdämlichsten Handlungen. BDSM schreckt mich nicht ab und ich weiß wie viel vergnügen das bereiten kann, aber im Buch sind diese Dinge die sie dazu bewegen absolut aus der Luft gegriffen. Die Dialoge sind stumpf und Massenabfertigung, drehen sich ständig nur im Kreis und wiederholen sich ermüdend oft. Es reicht eigentlich eine davon zu lesen und alle nachfolgenden zu überspringen weil doch nichts anderes passiert. Es fehlt geistiges Niveau. Dirty Talk kann anregend sein - wieso hat sie davon keinen Gebrauch gemacht? Warum hat sie sich nicht in einem einschlägigem Forum registriert und mit BDSMlern ausgetauscht? Vielleicht wäre aus diesem Schinken dann verdient ein Bestseller geworden.
Shades of Grey wurde als Hausfrauenporno bezeichnet und ich bin damit nicht einverstanden. Das was ich unter dem Bergriff kenne, also das was Mütterchen und Großmütterchen so lesen in ihren Groschenromanen, das sind kleine schriftliche Pornos von halbwegs guten Autoren, denn die schreiben ähnlich und besser wie James das macht oder gemacht hat. Bei den anderen Inspirationsquellen würde es mich nicht im geringsten Wundern wenn einige dieser Groschenromanautoren aufgemerkt hätten "Hey, das kenn ich doch" nur ein wenig umgeschrieben und ggf. an das Thema BDSM angepasst. Unglaubwürdig, wenig erotisch, nicht einmal annähernd sinnlich genug um sich dabei zu erwischen sich in Gedanken selbst von Grey 'vögeln' zu lassen. Herr der Ringe hat das bei mir geschafft - wieso tut es ein Roman nicht der deswegen berühmt geworden ist?
Vielleicht kann das Buch tatsächlich kleine Mädchenseelen anheizen, aber ich bezweifle das eine erfahrene Frau daran ernsthaft Spaß haben könnte. Man muss das Buch lesen und versuchen die Buchstaben, die Wörter zu vergessen, sich seine eigene Szene zusammen fantasieren und dann, aber auch nur vielleicht, wäre die Stelle sogar gut. E. L. James nötigt mit ihrer lapidaren Fanfiction lediglich das sich die Leser selbst was besseres zurecht denken müssen. Ein ziemliches Armutzeugnis für einen Autoren.
Was mir so gar nicht in den Kopf will ist das die Bücher auch Geheimes Verlangen in Haushalten geweckt hat. Baumärkte wurden gestürmt, Sexshops erfreuen sich an Riesen Umsätzen bei Spielzeug aus dem SM Bereich - ernsthaft? Gibt es wirklich Leute die sich an diesem Text aufgeilen konnten um es nachzustellen? Die Szenen sind allesamt ohne Gefühl geschrieben und das ist der Grund wieso ich glaube das sie plastisch aus Groschenromanen geklaut und rekonstruiert eingesetzt wurden um etwas zu simulieren wovon James nicht einen Hauch Ahnung hat. Eine wirklich sinnliche Seele kommt bei diesen Umschreibungen doch nicht auf ihre Kosten - soviel Zeit verschwendet was man in einer deutschen Billigproduktion aus der Filmindustrie in zwei Stunden hätte durchkauen können. Traurig aber wahr.
Zum Film, den ich mir auch reingezogen habe, sei gesagt, das die verantwortlichen das beste draus gemacht habe. Sie bekamen einen Haufen Scheiße aus dem ein Film werden sollte der Geld einbringt, sie filterten die Scheiße durch viele viele Siebe und arbeiteten mit den Partikeln die übrig geblieben waren. Das macht den Film um einiges besser als das Buch, aber das sind eben auch nur Partikel von Scheiße.
Wenn ihr wirklich einen guten Film mit schöner Liebesgeschichte dazu sehen wollt, empfehle ich hier an der Stelle 'Secretary - Womit kann ich dienen?'.
Der dort spielende Anwalt heißt übrigens auch Grey. Und sie ist eine kleine graue Maus. Merken wir was? Ja, aber das dieser Schund nur ein zusammengewürfeltes Manuskript mit dreisten Kopien weitaus erfolgreicherer und bessere medialer Erscheinungen ist, hab ich nicht zu knapp angemerkt.
Mein Beileid an alle die dafür Geld ausgegeben haben.
Eure
Aya
Hallo!
AntwortenLöschenIch bin vorkurzen auf deinen Blog gestoßen und lese ihn seit dem mit Begeisterung. Heute muss ich aber auch einfach mal kommentieren :)
Ich habe echt Lust dieses Buch zu lesen um einfach das Grauen zu erleben. Du bist nämlich erst die Zweite (!!!) in meinem Umfeld, die das Buch furchtbar fand... Die anderen waren begeistert, wobei ich denke, dass sie es nicht einmal gelesen haben.
Aber kaufen würde ich es mir nicht - vielleicht leihe ich es mir mal aus ;)
Das geniale ist, dass ich ja selbst auch Geschichten schreibe und als ich gerade so das hier gelesen habe, musste ich teilweise so lachen.
Du hast geschrieben:
Auch das Grey seine Telefonate stets ohne Gruß oder Abschiedsfloskel abrupt beendet
Mein Gedanke:
Das macht ein Charakter von mir auch, genau wie bei Eiskalte Engel.
Ich lese weiter:
haben wir in Eiskalte Engel schon gesehen und manche vielleicht sogar gelesen.
Hach! So toll.
;)
LG
Bammy
Wir haben gestern mit ordentlich Alkohol den Film gesehen... Da war er klasse, weil er sich sehr zum Verarschen eignet...
AntwortenLöschenAber mal ehrlich.... Schlechter gehts nicht...