Montag, 31. Oktober 2011

Die Geschichte von Jack

Einst, liebe Kinder, vor sehr langer Zeit
erblickte ein Junge das Licht der Welt mit einem Lallen.
Doch seine Mutter war vor seinem Anblick nicht gefeit.
Die Proportionen seines Kopfes wollten ihr nicht gefallen.

So wuchs er auf und sein Vater spottete ihn
einen Kürbiskopf und einen Hühnerverstand.
Freunde hatte er keine und so gingen die Jahre dahin,
bis er eines Tages eine Maid sah und sein Herz an ihr Anblick band.

Doch, ach, o weh, welch Schmach
auch sie verspottete seinen großen Kopf.
Sein Herz zerbrach
und es verbitterte ihn, den armen Tropf.

Eines schönen Tages geschah es nun,
wo das Spotten das Faß zum Überlaufen
brachte.
Eine Beleidigung, ein „Verstand eines Huhns“
ließ ihn orange anlaufen und er
lachte.

Sein Gesicht veränderte sich zu einer grinsenden Grimasse
und ein Glühen durchdrang seinen Mund und seine Augen.
Seine Philosophie war nun die des Hasses
und er verlor jeglichen Glauben.

So verließ er eines Tages unsere menschliche Gemeinschaft
und zog in den Wald.
Man sagt, er hatte dort die Geschöpfe der Finsternis als Gesellschaft.
Die Jahre gingen dahin und die Zeugen von einst wurden alt.

Man sagt, Jack der Kürbiskopf, der in den Wald zog,
lebt schon lange nicht mehr.
Doch andere flüstern, „glaubt diesen Geschichten nicht allzu sehr,
denn noch heute, und hütet euch des Nachts der Wildnis,
sieht man im Walde ein Glühen umherhuschen
in der finstren Ödnis“.

Er scheint noch heute auf der Suche nach seinen Spöttern
um sie zu Tode zu erschrecken,
denn die Bitternis und der Haß
lassen ihn seine scharfen Zähne blecken
und seine langen Finger suchen Hälse
um das Lachen, das er nicht ertragen kann,
im Keime schon zu ersticken.

Das, liebe Kinder, ist die wahre und traurige Geschichte
von Jack, dem Kürbismann.
Es ist nun dunkel, ihr müßt jetzt nach Hause,
aber paßt auf,
daß er euch nicht finden kann.


© Willi Klein

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