Omas Geburtstag oder „Du glaubst nicht wo ich gerade bin!!“

Omas Geburtstag oder „Du glaubst nicht wo ich gerade bin!!“

Normalerweise fahren wir alle gegen Mittag zur lieben Oma und dann gibt es was Leckeres zu essen und um drei dann Kaffee und Kuchen (den Mama meistens mitbringt).

Diesmal nicht. Eine 70 zu feiern ist sozusagen ein Riesenevent und das war es auch. Kein Platz für über 70 Leute in dem kleinen Haus, also wurde die pompöse Feier in eine kleine schnuckelige Gartenanlage verlegt. Aber dass aus dieser biederen Umgebung etwas ganz besonderes wird, das könnt ihr erfahren, wenn ihr auf den folgenden Link klickt um den ganzen Eintrag zu lesen.



Ich sah gut aus, also wirklich. Leider gaukelt mir der heimische Spiegel im Bad einen gesunden Teint vor, wenn ich erst mal Make up aufgetragen hab. Das ändert sich aber sofort bei echtem Tageslicht und egal was ich auch tue, ich bin käsig blass. Nein, ‚Assitoaster’ oder Sonne ändern daran nichts, dafür hab ich ja so eine schöne Pigmentstörung. Mein linkes Bein zum Beispiel wird überwuchert von einer breiten Fläche Bräune und das ist auch alles was bei mir braun wird. Fair ist das nicht. Um das zu kompensieren müsste ich eigentlich helle Kleidung tragen aber da ich Schwarz und lila soviel lieber mag, bleib ich eben vornehm Blass. Käsig. Aber zu dem Outfit hab ich leider ein paar meiner schönsten Schuhe ausgewählt die mich bereits nach zweieinhalb Stunden umgebracht haben. Schon da war mir bewusst, Gott sei dank, hast du nicht die hohen Stiefel angezogen sonst würdest du nur noch kriechen. (Ich erzähle euch diesen Nonsens übrigens nicht von ungefähr, aber dazu später.)

Das war auch das spannendste der ersten zwei Stunden der Geburtstagsreinfeier. Mal abgesehen davon dass meine unglaublich heiße Cousine neben mir immer nackter wurde. (Nimm das zur Kenntnis, als Kompliment und halt die Klappe!!) Ansonsten hat mich eben nur diese vor unkenntlicher Langweile gerettet denn wer außer dir, kann mit mir so herrlich über jeden scheiss lästern der so anfällt?

Mehr war das auch nicht – es gab ein sehr leckeres Buffet und als Nachtisch Mamas sorgfältig gebackene Torten und diverse Puddingsorten von denen ich aber nach einmal nachschlagen am allgemeinen Buffet nichts mehr sehen wollte. Und es sind trotzdem Unmengen übriggeblieben. Ich würde an der Stelle gerne den Partyservice der es aufgestellt hat lobhudeln, aber ich habe keine Ahnung wer das fabriziert hat. Falls er mal über den Blog stolpern sollte, der Küchenchef – es war wirklich sehr lecker, aber an die Torten kommt ihr nicht ran, denn die waren ausnahmslos bis auf weniger Stücke verdrückt worden und selbst ich hab nachher doch noch ein Stück Cappuchino-Marzipan Torte verdrückt, einfach weil ich sie viele Stunden zuvor bald heldenhaft gerettet hab.

Ich bin nämlich mit zwei Torten beladen worden, ging die Treppen im Haus herunter und nichts ist passiert (Puh!) aber sobald die Haustür auffing, glitt ich zwei Schritte vor und dann klinkte sich mein Hirn aus, ich wusste nicht mal wirklich das ich falle, wusste nur TORTE! und landete schmerzhaft auf meinen Knien und als der Schmerz erst mal durchkam, wusste ich das ich gefallen bin. Warum auch immer! Aber die Torten haben es überlebt, weil ich irgendwo die Geistesabwesenheit hatte, sie in meinem Sturz zu balancieren und genau deswegen hab ich mir ein Stück davon verdient.

Weiter im Text. Wie es bei uns in der Familie üblich ist, hat immer jemand etwas vorbereitet und das waren meine Tanten. Die eine vollbrachte mit einem Haufen anderer Verwandten und Freunde eine Swissair 47 11 Parodie aufs Parkett die, wenn die Slapstick-Einlagen nicht gewesen wären, eher nur komisch als witzig gewesen wären. Aber mein Onkel gab sich größte Mühe mit einem Pilotenmäßigen „Und Tschüß“ jedes Mal das Publikum bzw. die Passagiere zum lachen zu bringen. Eine weitere Vorbereitung war ein Gedicht und kleine Geschenke hinterher. Eine süße Geste. Ich bin zweimal dazu gezwungen worden spontan zu dichten und wie ihr Leser ja wisst – ich bin grauenhaft im dichten. Alle meinen ich könnte das so gut aber.. keine Ahnung warum die Welt so nett zu mir sein will? Ich weiß dass ich keine schreiben kann.

Und als mein Cousinchen und ich uns dauernd zum Rauchen verkrümelt haben um aller peinlichen Events zu entgehen und stattdessen über manche Knackwurst in der Artverwandtschaft gesprochen haben, kam das Ereignis was einige schockiert, manch einen geekelt hat und viele wie mich, einfach nur begeistert: Da kam eine Frau in die Mitte, in einem heißen Silber Glitzer Dress und schulterlangen blonden haaren. Kannte ich zum Beispiel nicht, aber das war ja nicht das erste mal diesen Abend. Wer mochte sich da jetzt verkleidet haben? Gar niemand. Diese unglaubliche Blondine, mit dieser unglaublichen Figur und diesen mehr als beneidenswerten Beinen hieß nämlich Dirk. (Hier schon beim zweiten auftritt.. oder vierten?)

Warum haben solche 'Frauen' eigentlich imemr schönere Körper als echte? Soviel zu meinem Selbstvertrauen ich käme ganz gut weg heute.. da kam diese Lady mit ihren Beinen und ihrem Knackarsch und ja... unfair!

Genau – meine Oma hat zu ihrem Siebzigsten Geburtstag eine Travestieshow gebucht. Meine Oma ist Siebzig. Und weil ich wusste das mir das niemand glauben würde, habe ich eine menge Anschauungsmaterial mit Mamas Hilfe zusammengestellt um das zu beweisen. Leider sind die meisten Bilder so blöd schwammig oder verwackelt das ich nicht mal Carsten zeigen kann, der auch super war! ( Natürlich.. den hab ich lieb gewonnen, was sonst?) Aber ich liste unten noch ein kurzes Video und den Link zu Dirk's Webseite auf, so dass ihr die beiden in viel besserer Fotoqualität genießen könnt.

Wie sich hinterher raus gestellt hat kenne ich sogar einen von den beiden und zwar den Carsten dem wir damals bei einem Krankenhausbesuch meiner Oma begegnet sind. Es war sehr heiß damals und wir sind raus auf die Terrasse der Cafeteria und hatten mit Omas Zimmergesellen unglaublich viel Spaß. Und weil Oma sich mit ihm angefreundet hat, hat sie sich gedacht – hey, warum so etwas nicht auf dem Geburtstag zeigen? Danke Oma – das war der geilste Geburtstag ever!

Spätestens zu meinem 30sten werde ich die beiden noch mal ins Boot holen, einfach weil die Show der Hammer war. Wir wurden nicht nur musikalisch bestens unterhalten, auch in Sachen Freizügigkeit und loser Zunge konnte den beiden niemand mehr was mitbringen. Es tat so gut ein bisschen ‚warme’ Luft zu schnuppern, das ich diesen Abend so schnell sicher nicht vergessen werde. Danke Oma und auch euch beiden, Dirk und Carsten, ihr wart beide absolut großartig. Danke für den Tipp mit dem Schuhkauf und auch für jeden schlüpfrigen Witz beim Kuchennaschen.

Zum Schluss solls noch sein, zwei kleine Ausschnitte aus ihrer Show 'Lady Courage':

[Musste ich leider aus Ästhetischen Gründen (*g* Dirk - lieber zu viel als viel zu wenig) raus nehmen]

Wenn jemand Interesse hat Kontakt zu den beiden aufzunehmen, um seinen Geburtstag auch mal richtig einmalig zu machen (oder die Hochzeit oder die Kindstaufe oder was sonst noch so in Kirchen stattfinden kann), für den hat die Show ‚Lady Courage’ sogar eine Webseite und zwar http://www.lady-courage.de.tl/.

Oh – das war der beste Geburtstag auf dem ich je war. Welche Oma in dem Alter bucht schon so eine Show? Welche? Ich kenne keine sonst und deswegen ist meine auch die beste auf der Welt. (Irgendwo muss ja die Quelle des Irrsinns liegen.) Zu bedauern sind all die die nicht eingeladen wurden oder nicht kamen, denn.. ach was.. ich bedaure hier niemanden, denn ich war ja dabei! Har Har! So geil.. echt jetzt.